Erster Job, endlich regelmäßig Geld auf dem Konto und am Monatsende meist etwas übrig: Zeit, den Vermögensaufbau zu starten. Nur wie? Aktien versprechen langfristig höhere Renditen als Sparanlagen, allerdings kann das Investment bei Börseneinbrüchen an Wert verlieren. Aber spielt das 40 Jahre vor der Rente schon eine Rolle? Schließlich ist das Risiko, mit Verlust aus einer breit gestreuten Aktienanlage auszusteigen, bei einem so langen Zeithorizont quasi null. Der Weltaktienindex MSCI World etwa hat seit 1975 in Euro gerechnet bei einem Anlagehorizont von mindestens 15 Jahren nie eine negative Rendite eingefahren. Also für möglichst hohe Renditechancen 100 Prozent des Ersparten in Aktien stecken? So einfach ist es nicht. Zunächst sollten junge Leute Folgendes tun:
Rücklagen für unvorhergesehene Ausgaben in Aktien aufzubauen, kann ungünstig sein. Sind die Kurse im Keller, wenn eine neue Waschmaschine gebraucht wird, ist die Reserve schnell dahin. Daher empfehlen sich als Notgroschen Anlageformen, bei denen der nominale Wert nicht schwankt, etwa Tagesgeld. Ein Richtwert für die Notreserve sind drei Netto-Monatsgehälter. Wer spezielle finanzielle Verpflichtungen hat, etwa weil er schon Kinder hat, sollte mehr zurücklegen.
Steht der Kauf eines Autos oder einer Wohnung an? Auch in diesen Fällen sind Zinsanlagen ratsam, damit zu gegebener Zeit ein bestimmter Betrag für die Anzahlung beim Autokauf oder als Eigenkapital zur Immobilienfinanzierung zur Verfügung steht.
Die Frage „Alles in Aktien?“ ist also erst mal mit „nein“ beantwortet. Doch wie sieht es mit den Ersparnissen neben dem Notgroschen aus, dem Geld für den langfristigen Vermögensaufbau? Sollte man das zu 100 Prozent in Aktien investieren? Ein pauschales „Ja“ oder „Nein“ gibt es nicht. Die Antwort fällt von Anleger zu Anleger unterschiedlich aus.
Eine hohe Aktienquote verbinden Anleger in der Regel mit hohen Renditechancen. Mit einer Anlage in den DAX etwa ließ sich in den 30 Jahren von 1990 bis 2019 eine durchschnittliche Jahresrendite von knapp sieben Prozent erzielen. Allein im starken Börsenjahr 2019 legte der DAX um 25,5 Prozent zu. Wer auf solche Renditen kommen will, muss allerdings auch mit der Kehrseite leben: Es kann nach unten gehen. Die rund 26 Prozent aus dem Vorjahr erzielte nur, wer zwischenzeitlich einen Rückschlag von fast zehn Prozent aushielt. Und nach dem guten Jahr 2019 sei daran erinnert: Ein Jahr zuvor schloss der DAX mit einem Jahres-Minus von 18 Prozent.
Das Beispiel zeigt: Rendite gibt es bei der Aktienanlage nicht ohne Risiko. Wie viel Risiko jemand tragen will und kann, ist individuell sehr unterschiedlich. Ein 25-jähriger Berufseinsteiger müsste zwar selbst bei einem heftigen Kurssturz nicht gleich fürchten, im Alter mit zu wenig Geld dazustehen. Denn die Verluste stehen zunächst nur auf dem Papier, und er hat viel Zeit, diese auszusitzen. Allerdings verkauft er bei sinkenden Kursen womöglich aus Angst vor einem weiteren Absturz, und aus dem Papierverlust wird ein tatsächlicher Verlust.
Die Frage nach der Aktienquote ist daher nicht nur eine Frage des Lebensalters. Ansätze wie „in jungen Jahren voll in Aktien“ oder Faustformeln wie die häufig zitierte „100 minus Lebensalter = Aktienquote“ sind mit Vorsicht zu genießen. Eher sollten Anleger sich nach ihrer persönlichen Risikotragfähigkeit und -toleranz richten.
Dabei hilft die Aktienquote nicht, denn sie ist kein Maß für Verlustrisiken. Zwar schwanken die Kurse von Aktien stärker als etwa die von Anleihen. Der Gedanke, dass ein hoher Aktienanteil im Portfolio eher etwas für einen risikobereiten als einen risikoaversen Anleger ist, ist also nicht grundsätzlich falsch. Allerdings kann die Schwankungsbreite der Kurse, die Volatilität, phasenweise sehr unterschiedlich sein. Eine konstante Aktienquote bedeutet deshalb nicht konstantes Risiko. Eine zielführendere Steuergröße muss her.
Ein unter professionellen Anlegern etabliertes Maß für das Verlustrisiko ist der Value-at-Risk. Diese Kennzahl macht das Risiko greifbar: Sie drückt aus, wie viel eine Geldanlage innerhalb eines bestimmten Zeitraums mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit höchstens an Wert verliert. Ein junger Anleger könnte sich etwa entscheiden, seine Geldanlage so aufzustellen, dass sie mit 95 Prozent Wahrscheinlichkeit in einem Jahr nicht mehr als 25 Prozent an Wert verlieren soll. Anders ausgedrückt: Auf Jahressicht sollte der Depotwert im Schnitt nur einmal in 20 Jahren um mehr als 25 Prozent sinken. Für einen Mittzwanziger mit langem Anlagehorizont könnte dieses Risiko gut tragbar sein, denn die Gefahr eines hohen Rückschlags wird erfahrungsgemäß durch eine höhere Langfristrendite mehr als kompensiert.
Wie nun stellt der junge Anleger, ausgehend von seiner persönlichen Risikotragfähigkeit und dem entsprechenden Value-at-Risk, seine Geldanlage auf? Wie gesagt: Werden die Portfoliogewichte einmalig nach einem Schema wie „60 Prozent Aktien, 40 Prozent Anleihen“ festgelegt, kann die Verlustanfälligkeit über die Zeit stark schwanken. Daher sollte das Risiko laufend überwacht und das Portfolio bei Bedarf umgeschichtet werden, um die Risikotragfähigkeit nicht zu überschreiten. Das kann der Anleger in der Regel nicht selbst übernehmen, weil er dafür entsprechendes Finanzwissen und ein gewisses Maß an mathematischem und statistischem Know-how haben muss. Er kann allerdings auf ein technologiebasiertes Verfahren zurückgreifen, wie es etwa Scalable Capital mit seiner digitalen Vermögensverwaltung umsetzt. Hier erstellt, überwacht und steuert ein Algorithmus das Portfolio – gemäß der Risikovorgabe des Anlegers.
Droht eine Über- oder Unterschreitung der Risikovorgabe, schichtet der Algorithmus das Depot um. Vereinfacht ausgedrückt: Steigt das Risiko einer Anlageklasse nachhaltig, verringert er deren Gewichtsanteil im Depot. Sinkt das Risiko nachhaltig, erhöht er diesen. Zusätzlich werden Diversifikationseffekte berücksichtigt. Dieser Ansatz nennt sich dynamisches Risikomanagement. Ziel ist, das vorgegebene Risikobudget möglichst voll zu nutzen, ohne es zu überschreiten. Die Folge: Die Aktienquote verändert sich über die Zeit – allerdings je nach Risikolage an den Finanzmärkten, nicht nach Lebensalter.
Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage lautet somit: Ob eine Geldanlage die passende für ein bestimmtes Alter ist, lässt sich nicht an einer statischen Aktienquote festmachen. Stattdessen geht es darum, das Risiko auf Dauer so zu steuern, dass der Anleger während des gesamten Anlagezeitraums möglichst eine attraktive Rendite einfahren und dabei ruhig schlafen kann.
Hat also das Alter gar keinen Einfluss auf die Risikovorgabe? Doch, in der Regel schon. Während der Depoteröffnung bei Scalable Capital wird dem Anleger eine zu ihm passende maximale Risikovorgabe vorgeschlagen. Sie richtet sich auch nach dem Anlagehorizont. Der kann vom Alter abhängen – muss aber nicht, zum Beispiel wenn das Investment für die Erbengeneration bestimmt ist. Zusätzlich spielen Anlageerfahrung, Vermögen und Einkommen eine Rolle. Auch die persönliche Risikoneigung kommt zum Tragen. So kann der Anleger etwa ein geringeres Risiko wählen als von Scalable Capital vorgeschlagen.
Welches Fazit für den Vermögensaufbau lässt sich ziehen?
Risikohinweis – Die Kapitalanlage ist mit Risiken verbunden und kann zum Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen. Wir erbringen keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Sollte diese Website Informationen über den Kapitalmarkt, Finanzinstrumente und/oder sonstige für die Kapitalanlage relevante Themen enthalten, so dienen diese Informationen ausschließlich der allgemeinen Erläuterung der von Unternehmen unserer Unternehmensgruppe erbrachten Wertpapierdienstleistungen. Bitte lesen Sie auch unsere Risikohinweise und Nutzungsbedingungen.
Als Newsletter-Abonnent sind Sie in der guten Gesellschaft zehntausender Leser, die von uns regelmäßig Tipps zur erfolgreichen Geldanlage erhalten.