Was ist ein Index?

Dieser Artikel bietet einen Überblick darüber, welche Arten von Indizes es gibt, welche Faktoren bei der Berechnung eines Index wichtig sind und welche Relevanz sie für die Geldanlage haben.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Index bildet die Wertentwicklung einer Gruppe von Vermögenswerten ab, die einen bestimmten Bereich des Marktes darstellen. Dadurch fungieren Indizes als Marktbarometer.
  • Die bekanntesten Indizes (u.a. DAX, S&P 500, Dow Jones) sind Aktienindizes, es gibt aber auch Indizes für andere Anlageklassen.
  • In den meisten Aktienindizes werden die Bestandteile nach dem Börsenwert der enthaltenen Unternehmen gewichtet.

1. Grundlagen

Ein Index bildet die Wertentwicklung einer Gruppe von Vermögenswerten ab. Typischerweise messen Indizes die Wertentwicklung eines Korbes von Aktien, der einen bestimmten Bereich des Marktes nachbilden soll. Dabei kann es sich um einen breit angelegten Index handeln, der einen gesamten Markt abbildet, wie z. B. der Standard & Poor's 500 Index (kurz: S&P 500), oder um speziellere Indizes, die eine bestimmte Branche oder ein bestimmtes Segment abbilden (z. B. MSCI Europe Energy oder MSCI World Health Care). Im Allgemeinen eignen sich Aktienindizes als einfaches, aber dennoch nützliches Instrument, um sich über die Lage in einer bestimmten Wirtschaftsregion oder Branche zu informieren. So kann beispielsweise eine nachhaltig positive Wertentwicklung des DAX-Index auf eine positive Entwicklung der deutschen Wirtschaft hinweisen. Neben Aktienindizes gibt es auch Indizes für andere Anlageklassen, z. B. Unternehmensanleihen, Staatsanleihen oder Rohstoffe.

Zwei der Hauptkriterien eines Indizes sind, dass er investierbar und transparent ist: Die Methodik seiner Zusammensetzung ist eindeutig festgelegt und wird vom jeweiligen Indexanbieter öffentlich zugänglich gemacht. Anlegerinnen und Anleger können zwar nicht direkt in einen Index investieren, sie können jedoch einen Indexfonds oder einen ETF kaufen, der einen Index nachbildet. Die Performances eines Index und auf ihn bezogener Indexfonds/ETFs weichen oft geringfügig voneinander ab. Die Differenz wird als Tracking Differenz bezeichnet.

2. Die bekanntesten Indizes

Name

Land/Region

Beschreibung

MSCI World

Global

Die ca. 1.500 nach Streubesitz* größten börsennotierten Unternehmen in insgesamt 23 Industrieländern.

MSCI Emerging Markets

Global

Die ca. 1.400 nach Streubesitz* größten börsennotierten Unternehmen in insgesamt 25 Schwellenländern.

MSCI ACWI (All Countries World Index)

Global

Enthält alle Unternehmen aus dem MSCI World und dem MSCI Emerging Markets

Dow Jones Industrial Average

USA

30 große US-Unternehmen, u.a. gewichtet nach Preis je Aktie

S&P 500

USA

Die 500 nach Streubesitz* größten börsennotierten US-Unternehmen

Nasdaq 100

USA

Die 100 nach Streubesitz* größten an der US-Technologiebörse Nasdaq gelisteten Unternehmen

Euro STOXX 50

Europa

Die 50 nach Streubesitz* größten börsennotierten europäischen Unternehmen

DAX 40

Deutschland

Die 40 nach Streubesitz* größten börsennotierten deutschen Unternehmen

FTSE 100

Großbritannien

Die 100 nach Streubesitz* größten börsennotierten britischen Unternehmen

CAC 40

Frankreich

Die 40 nach Streubesitz* größten börsennotierten französischen Unternehmen

Nikkei 225

Japan

Die 225 größten börsennotierten japanischen Unternehmen, u.a. gewichtet nach Preis je Aktie

CSI 300

China

Die 300 nach Streubesitz* größten börsennotierten lokalen chinesischen Unternehmen (A-Shares)

Hang Seng

Hong Kong

Die 50 nach Streubesitz* größten in Hong Kong gelisteten Unternehmen (H-Shares)

*Unter Streubesitz (Engl.: Free Float) versteht man die Summe der Aktien, die dem Aktienmarkt zur Verfügung stehen und nicht beispielsweise fest in der Hand von Eigentümerfamilien sind.

3. Kategorien

Die Auswahl an Wertpapieren, die in einem Index zusammengefasst werden, erfolgt aufgrund unterschiedlicher Entscheidungskriterien.

Ein Vergleichsindex oder Benchmark-Index deckt einen regionalen oder globalen Markt ab und ermöglicht einen Vergleich von Fonds untereinander oder im Verhältnis zu anderen Branchen oder Märkten (z. B. S&P 500 oder EURO STOXX 50).

Ein Blue-Chip-Index beinhaltet die größten Unternehmen eines Landes, einer Region oder auch der Welt (z. B. DAX; bildet die 40 größten deutschen börsennotierten Unternehmen ab).

Ein Sektor- oder Branchen-Index enthält Aktien, die hauptsächlich in einer bestimmten Branche tätig sind (z. B. Automobilproduktion oder Banken).

Ein Strategie-Index verfolgt bei der Aktienauswahl eine zuvor festgelegte Strategie (z. B. ShortDAX; kehrt die Performance des DAX um).

Ein Nachhaltiger Index basiert auf einem existierenden Index, enthält jedoch nur die Titel aus dem Ursprungsindex, die bestimmte ökologische oder soziale Kriterien erfüllen (z. B. DAX ESG).

4. Indexberechnung

Für die Berechnung eines Index sind drei Faktoren relevant. Zunächst wird ein Startzeitpunkt festgelegt. Dieser ist bei den meisten Indizes der Tag, an dem ihre Zusammensetzung initial berechnet wird. Für einige Indizes werden auch in die Vergangenheit projizierte Rückwärtsberechnungen durchgeführt. So wird der DAX seit dem 1. Juli 1988 berechnet, er startete an diesem Tag bei 1.163,52 Punkten. Die Indexbasis lag bei 1.000,00 Punkten per 31. Dezember 1987. Längerfristige Rückrechnungen des deutschen Aktienindex reichen sogar bis in das Jahr 1948 zurück.

Zweitens wird festgelegt, ob der Index nur die Aktienkurse (Kursindex) oder zusätzlich auch alle Einnahmen aus dem Besitz der Aktien (Performanceindex) berücksichtigt.

Bei einem Kursindex (auch Preisindex, englisch price index) wird der Indexstand ausschließlich auf Basis der Aktienkurse ermittelt und meist nur um Erträge aus Bezugsrechten und Sonderzahlungen bereinigt. Dividendenzahlungen und Kapitalveränderungen sind nicht im Kurs enthalten. Das kann etwa am Dividendenstichtag zu einem Kursrückgang führen. Bei Indexfonds und ETFs auf Kursindizes werden die Dividenden allerdings häufig ausgeschüttet. Viele Blue-Chip-Indizes, darunter Dow Jones, Nikkei 225, FTSE 100 und CAC 40 berücksichtigen die Dividenden nicht, sind also Kursindizes.

Der Performanceindex (englisch Total Return Index) wird so berechnet, als ob alle Dividenden und sonstigen Einnahmen aus dem Besitz der Aktien, wie etwa Bezugsrechtserlöse, wieder in die Aktien reinvestiert würden. Eine Ausschüttung beziehungsweise Dividendenzahlung hat somit keine Auswirkung auf den Kurs. Der DAX und auch viele andere Indizes werden sowohl als Performance- als auch als Kursindex berechnet. Unter der Bezeichnung „DAX“ wird der Performanceindex verstanden, während international, z. B. beim Aktienindex EURO STOXX 50, üblicherweise vom Kursindex die Rede ist.

Drittens gibt es verschiedene Methoden, wie die Bestandteile des Indizes gewichtet werden können. Diese werden im nächsten Abschnitt erläutert.

5. Gewichtung der Bestandteile

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die Bestandteile eines Index gewichtet werden können. Im Folgenden werden die gängigsten Methoden kurz erläutert.

Gewichtung nach Preis - In einem preisgewichteten Index sind alle Bestandteile mit derselben Stückzahl vertreten. Die aktuellen Kurse der Aktien haben also einen großen Einfluss auf die Gewichtung der jeweiligen Aktie. Beispiele für eine solche Gewichtung sind der Dow Jones Industrial Average und der Nikkei 225.

Gleichgewichtung - In einem gleichgewichteten Index werden alle Bestandteile unabhängig von Kriterien wie etwa der Marktkapitalisierung gleich gewichtet, das heißt für die Wertentwicklung des Index spielt die Wertentwicklung jedes Bestandteils gleichermaßen eine Rolle. Dadurch, dass sich die Marktkapitalisierung verschiedener Unternehmen unterschiedlich entwickelt, muss die Gewichtung der einzelnen Bestandteile regelmäßig angepasst werden, um eine konstante Gleichgewichtung zu gewährleisten.

Gewichtung nach Marktkapitalisierung - In einem nach Marktkapitalisierung gewichteten Index berechnet sich das Gewicht eines Bestandteils durch den aktuellen Kurs multipliziert mit der Anzahl an ausgegebenen Aktien geteilt durch die Summe der Marktkapitalisierungen aller
Bestandteile des Index.

Gewichtung nach Streubesitz-Marktkapitalisierung - In einem nach Streubesitz-Marktkapitalisierung gewichteten Index werden die Gewichte im Grunde wie bei einem nach Marktkapitalisierung gewichteten Index berechnet, jedoch bereinigt um die Anzahl der geschlossenen oder strategisch gehaltenen Aktien, die nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Diese Aktien können z. B. von Regierungen, verbundenen Unternehmen, Gründern oder Mitarbeitern gehalten werden. Es werden also nur die frei umlaufenden Aktien mit in die Berechnung einbezogen. Diese Gewichtungsmethode ist die am häufigsten verwendete Methode und wird unter anderem beim DAX, dem S&P 500 und dem Nasdaq angewandt.

6. Aufnahme in einen Index

Da viele Indizes das Ziel haben, die Entwicklung einer definierten Gruppe von Werten abzubilden, etwa der nach Streubesitz größten 40 Unternehmen eines Landes (wie der DAX), müssen sie regelmäßig aktualisiert werden. Dazu wird kontinuierlich anhand verschiedener, im Vorfeld festgelegter Kriterien überprüft, ob ein Unternehmen ausgetauscht werden muss. Dabei wird unterschieden zwischen Kriterien zur generellen Aufnahme in den Index und Kriterien, nach denen die Unternehmen einer Reihenfolge zugeordnet werden.

Beim DAX ist es beispielsweise erforderlich, dass eine Aktie fortlaufend in Xetra, dem größten deutschen Handelsplatz, gehandelt wird und ihr Streubesitz bei mindestens zehn Prozent im Verhältnis zur gesamten Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt. Zudem muss das Unternehmen einen Sitz in Deutschland haben oder den Schwerpunkt seines Aktien-Handelsvolumens am Handelsplatz Xetra und einen Sitz in der EU haben. Die Firmen, die diese Grundvoraussetzungen erfüllen, werden nach ihrer Streubesitz-Marktkapitalisierung geordnet. Gibt es ein Unternehmen, welches nach diesem Kriterium zu den 40 größten Unternehmen zählt, ist es im Grunde ein DAX-Kandidat. Zählt es zu den 33 größten, wird es direkt aufgenommen („Fast Entry“). Andernfalls dann, wenn ein anderes Unternehmen nicht mehr zu den 46 größten zählt („Regular-Entry“). Entsprechende Regeln gibt es auch für einen regulären und einen schnellen Austritt. Diese Regeln sollen zu häufige Wechsel im DAX verhindern.

Als Folge des Wirecard-Skandals wurden darüber hinaus 2020 und 2021 neue Anforderungen eingeführt, um Anlegerinnen und Anleger zu schützen. Dazu zählen die Erweiterung des Index von 30 auf 40 Mitglieder sowie Anforderungen an die Profitabilität. Außerdem können Firmen nach einer 30-tägigen Verwarnung ausgeschlossen werden, wenn sie keine von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft testierten Jahres- und Quartalsergebnisse veröffentlichen.
Anpassungen finden in der Regel zweimal im Jahr im März und September statt, können aber unter Umständen auch an den außerordentlichen Anpassungsterminen im Juni und Dezember durchgeführt werden.

Beim S&P 500 werden auch andere Kriterien in Betracht gezogen. Hier ist die Aufnahme an eine Mindestmarktkapitalisierung von 8,2 Mrd. US-Dollar sowie die Bedingung geknüpft, im Quartal vor der Aufnahme einen Gewinn und in den vier Quartalen vor der Aufnahme einen Gesamtgewinn aufzuweisen. Die Kriterien werden regelmäßig von einem Gremium überprüft. Anders sieht es bei dem ebenfalls sehr bekannten Dow Jones Industrial Average Index aus. Die Auswahl der Aktien liegt hier einzig und allein im Ermessen des Herausgebers, dem Wall Street Journal. Es gibt also keine klaren Regeln wie z. B. beim DAX oder S&P 500. Erkennbar ist hier allerdings, dass tendenziell Unternehmen mit einer bekannten Marke und/oder langen, erfolgreichen Historie ausgewählt werden.


Author-Stefan-Wennemar

Stefan Wennemar, CFA

Stefan ist Senior Portfolio Manager im Wealth Management Team. Seine Themenschwerpunkte sind Portfolioverwaltung, Datenanalyse und Research rund um Kapitalmarkt-Themen. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der Goethe-Universität in Frankfurt und einen Master-Abschluss in Finance von der Stockholm School of Economics.