ETF-Sparplan: Mehr als die Hälfte hat schon einen

19. Januar 2022  |  Prof. Dr. Stefan Mittnik
Asset MM ETF-Sparplan 1920
Mit einem ETF-Sparplan kann eine auskömmliche Altersvorsorge aufgebaut werden. Ein Blick hinter die Kulissen von Scalable Capital zeigt: Die Tendenz zu ETF-Sparplänen steigt und Risikoneigung und Sparplanneigung gehen Hand in Hand.

Wer im Alter mit ausreichenden finanziellen Mitteln ausgestattet sein will, sollte dies bereits bei der Wahl seiner Eltern bedenken. Ist es dazu zu spät, besteht bei der Wahl der Schwiegereltern eine zweite Chance. Ist auch die verpasst, bleibt nur der steinige Weg: selbst ranklotzen. So in etwa lautete eine der vielen klugen Lebensweisheiten, die mein Lateinlehrer uns vor über einem halben Jahrhundert mit auf den Weg gab – und eine, die besser verfing als viele der Textpassagen, die „Gallia est omnis divisa in partes tres“ folgten. Glücklicherweise ist der Weg zum Vermögensaufbau und einer auskömmlichen Altersvorsorge heute bei Weitem nicht mehr so steinig wie damals. Drei Entwicklungen im Laufe des letzten halben Jahrhunderts ist dies zu verdanken:

  • Die Idee Mitte der 1970er Jahre, passiv in breite Aktienindizes zu investieren, anstatt mühsames, kostspieliges und oft vom Glück getragenes Stock Picking zu betreiben.
  • Die praktische Umsetzung dieser Idee rund 20 Jahre später durch die Einführung von Exchange-Traded Funds (ETFs), was den einfachen und kostengünstigen Erwerb breit diversifizierter Aktienkörbe sowie deren Handel ermöglicht.
  • Und noch mal 20 Jahre später das Aufkommen digitaler Finanzdienstleister, die sich stark auf ETF-Investments fokussieren und dank intelligenter Automatisierung bequeme ETF-basierte Vermögensverwaltung sowie kostengünstige ETF-Sparpläne anbieten.

Dass ETFs eine Erfolgsstory sind, belegen jüngste Zahlen: Im Jahr 2021 überschritten die weltweiten Zuflüsse in ETF-Investments erstmals die Schwelle von einer Billion US-Dollar. Und im laufenden Jahr wird die Summe aller ETF-Investments mehr als zehn Billionen US-Dollar übersteigen. Ein ansehnlicher Betrag. Doch handelt es sich dabei noch immer um weniger als ein Prozent aller globalen Finanzanlagen. ETFs haben also noch viel Luft nach oben.

Bausteine zum Erfolg: Disziplin, kein Zögern mit dem Einstieg

Zu einem Erfolgsrezept für einen wirksamen Vermögensaufbau werden ETFs besonders in Verbindung mit einem Sparplan bei einem kostengünstigen Anbieter. Denn ETF-Sparpläne haben eine Reihe von attraktiven Vorteilen:

  • Sie disziplinieren. Durch regelmäßiges monatliches Abbuchen steht der Betrag erst gar nicht für Konsumausgaben zur Verfügung.
  • Sie nehmen die Sorge, den „optimalen“ Einstiegszeitpunkt für ein Investment finden zu müssen. Das gelingt praktisch nie.
  • Sie ermöglichen bereits für kleine Summen eine breite Streuung der Anlage – eine Grundlage für eine wirksame Risikoabfederung.
  • Sie sind bequem. Einmal aufgesetzt, läuft alles automatisch.
  • Sie sind flexibel. Bei den meisten Anbietern kann die Sparsumme angepasst oder auch mal ausgesetzt werden. Auch können zusätzliche Einmal-Investments getätigt werden.

Es überrascht daher nicht, dass Verbraucher- und Anlegerschutzorganisationen ETF-Sparpläne befürworten. Auch die Anlegenden auf der Vermögensverwaltungs-Plattform von Scalable-Capital haben die Vorzüge des disziplinierten Sparens erkannt. Der Anteil derer, die für ihr gemanagtes ETF-Portfolio einen monatlichen Sparplan eingerichtet haben, steigt stetig. Waren im Jahr 2018 noch 37,6 Prozent der Depots mit einem Sparplan bestückt, so waren es im vergangenen Jahr bereits 56,3 Prozent. Tendenz steigend.

Scalable-Sparpläne werden beliebter

Anteil der Depots mit Sparplan

Asset Blog MM Sparpläne

Quelle: eigene Daten

Durchschnittlich legen die Sparplaninvestorinnen und -investoren jeden Monat 225 Euro auf der Vermögensverwaltungs-Platform von Scalable an. Eine Summe, die, wie folgende Beispielrechnung zeigt, einen signifikanten Beitrag zur auskömmlichen Altersvorsorge liefern kann. Ein anfängliches Einmal-Investment von 10.000 Euro in Verbindung mit einem monatlichen Sparplan in Höhe von 200 Euro dürfte nach 20 Jahren, bei Wahl der Risikokategorie VaR 25 %, ein inflationsbereinigtes Realvermögen von 73.300 Euro erbringen (nominal: 108.900 Euro). Hier wird unterstellt, dass die Jahresinflation zwei Prozent beträgt und dass die Sparsumme jährlich um diesen Prozentsatz angepasst wird. Mit dieser Ansparsumme ließe sich die Rente über einen Zeitraum von 20 Jahren real um 374 Euro im Monat aufbessern – und das nach Abzug von Steuern.

Besonders wichtig: Wer früh mit seinem Sparplan beginnt, schneidet dank der Kraft des Zinseszinses deutlich besser ab. Spart man bei gleichen Konditionen 30 statt 20 Jahre, ergibt die Rechnung ein reales Vermögen von 115.800 Euro (nominal: 209.800 Euro), und statt um 374 Euro lässt sich die monatliche Rente über einen Zeitraum von 20 Jahren real und nach Steuern um 591 Euro aufstocken. Und wer ganz früh anfängt und 40 Jahre dabeibleibt, kann sogar real mit monatlichen 856 Euro rechnen. Natürlich ist auch der monatliche Sparbetrag von Bedeutung. Wie sich Sparbetrag und Spardauer auf das Anlageergebnis auswirken, zeigt die folgende Tabelle. Wer die Zusammenhänge dieser und weiterer Stellgrößen genauer nachvollziehen will, kann die interaktive Time Machine auf dieser Webseite anwerfen und individuelle Berechnungen anstellen.

Das Zusammenspiel von Spardauer und Sparsumme

Monatliche Auszahlung im Alter abhängig von Spardauer und Sparplanrate

Asset Blog MM Zusammenspiel

Annahmen: Anfängliche Einmalanlage von 10.000 €, Risikokategorie VaR 25%, Auszahlungszeitraum 20 Jahre, Inflationsrate 2%, Steuersatz 27,5%. Quelle: Time Machine.

Eine wichtige Stellgröße beim Vermögensaufbau und damit auch bei der Einrichtung eines Sparplans ist das gewählte Anlagerisiko. Je höher die Risikobereitschaft, desto höher ist die zu erwartende Rendite. Mit anderen Worten: Höheres Risiko geht langfristig mit einem höheren Ertrag einher. Allerdings schwankt auch der Wert des Vermögens stärker bei einem höheren Risiko und kann so den Anlageerfolg schmälern. Hier gilt es, die passende Rendite-Risiko-Abstimmung zu finden. Die Faustregel lautet: Je länger die Dauer des Sparplans, desto höher kann das gewählte Anlagerisiko sein, denn langfristig zieht der zu erwartende Renditetrend künftige Schwankungstäler nach oben.

Mehr Risikoneigung, mehr Neigung zum Sparplan

Eine Analyse bei unseren Scalable-Kundeninnen und -Kunden zeigt, dass ein Zusammenhang zwischen Risikoneigung und Sparplanneigung besteht. Anlegerinnen und Anleger mit hoher Risikobereitschaft tendieren wesentlich häufiger zu Sparplaninvestments als Anlegende in den niedrigen Risikokategorien. Wie stark dieser Zusammenhang ist, zeigt der (Rang-)Korrelationskoeffizient, der bei den Anlegenden in einer unserer ESG-Strategien mit einem Wert von 0,94 fast eine perfekte Relation andeutet. Bei Anlegerinnen und Anlegern in Portfolios, die nach der Risikokennzahl Value-at-Risk (VaR) und nicht nach der Aktienquote gesteuert werden, ist die Beziehung ebenfalls zu beobachten. Sie ist jedoch mit einem Korrelationswert von 0,82 geringfügig schwächer ausgeprägt.

Risikoneigung und Sparplanneigung gehen Hand in Hand

Der Anteil der Sparplan-Anlegerinnen und Anleger bei Scalable Capital, die in ein ESG-Portfolio investieren, steigt mit der Risikoneigung.

Asset Blog MM Risikoneigung

Quelle: eigene Daten

Eine logische Erklärung für diesen Zusammenhang: Sparpläne eröffnen eine zusätzliche Dimension zur Abfederung von Anlagerisiken. Diversifikation ist bekanntermaßen die beste Strategie zur Risikominderung, ohne dabei die zu erwartende Rendite übermäßig schmälern zu müssen. Diversifikation kann jedoch auf zwei Wegen erreicht werden: Streuung der Investition zu einem gegebenen Zeitpunkt über verschiedene Anlageklassen (Querschnittsstreuung) sowie Streuung der Investition über verschiedene Zeitpunkte (Längsschnittstreuung). Letzteres sorgt dafür, dass die Schwankungsanfälligkeit der Gesamtrendite dadurch geglättet wird, dass die Investitionssumme regelmäßig über viele Zeitperioden mit jeweils unterschiedlichen Renditen gestreut wird. Das Risiko einer aggressiveren Querschnittsstreuung kann somit durch eine zusätzliche Längsschnittstreuung abgefedert werden. Letzteres ist jedoch in der Regel nicht die Motivation für einen Sparplan. Vielmehr die Tatsache, dass der Sparplan aus dem laufenden Einkommen bedient wird. Verfügt man nämlich bereits über liquide Mittel, dann ist es aussichtsreicher, diese sofort anzulegen, um über einen längeren Zeitraum von der Kapitalmarktrendite zu profitieren.

Die (zusätzliche) Einrichtung eines monatlichen Sparplans ist aus Risiko- und Renditeperspektive eine bessere Strategie, als die Geldanlage aufzuschieben und erst am Jahresende zu schauen, was – nach Weihnachtsgeld und Ausgaben für Geschenke und Urlaub – noch auf dem Konto brach liegt. Sollte sich dann trotz des Sparplans mehr als der Notgroschen auf dem Konto befinden, kann darüber nachgedacht werden, den Überschuss sofort anzulegen oder den Sparbetrag aufzustocken. Und wer sich bisher noch nicht zu einem ETF-Sparplan hat durchringen können: Jetzt, wo die guten Neujahrsvorsätze noch nicht ganz verflogen sind, wäre der ideale Zeitpunkt.

Risikohinweis – Die Kapitalanlage ist mit Risiken verbunden und kann zum Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen. Wir erbringen keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Sollte diese Website Informationen über den Kapitalmarkt, Finanzinstrumente und/oder sonstige für die Kapitalanlage relevante Themen enthalten, so dienen diese Informationen ausschließlich der allgemeinen Erläuterung der von Unternehmen unserer Unternehmensgruppe erbrachten Wertpapierdienstleistungen. Bitte lesen Sie auch unsere Risikohinweise und Nutzungsbedingungen.

 

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Prof. Dr. Stefan Mittnik
GRÜNDER, WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT
Professor Dr. Stefan Mittnik lehrte von 2003 bis 2020 Finanzökonometrie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Zudem ist er Direktor des Center for Quantitative Risk Analysis sowie Fellow am Center for Financial Studies (CFS) in Frankfurt. Nach der Promotion in den USA lehrte er in New York und Kiel, bevor er nach München wechselte. Er war Mitglied des Forschungsbeirats der Deutschen Bundesbank, Fachkollegiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie Forschungsdirektor am CFS und Ifo-Institut und hatte mehrere Gast- und Ehrenprofessuren im Ausland inne. Seit mehr als 30 Jahren forscht er zu Fragen der Analyse, Modellierung und Prognose von Finanzmarktrisiken und entwickelt Lösungen, bei denen empirische Relevanz statt finanzmathematischer Eleganz im Vordergrund stehen.