Irgendwas muss dran sein an den kleinen Scheibchen und dem bunten Papier. Geld ist für Kinder faszinierend. Auch weil sie merken, dass die Erwachsenen es ständig brauchen. Dass sie jeden Tag dafür arbeiten, um Brot und Milch kaufen zu können, um die Miete oder die Raten für das Haus zu bezahlen, den Sommerurlaub oder das ersehnte Spielzeug. Geld spielt in unserem Leben einfach eine besondere Rolle – bewusst oder unbewusst und unabhängig davon, ob wir das wollen oder nicht. Das entgeht Kindern keineswegs.
Und während sie älter werden, machen sie eigene Erfahrungen damit. Oft beginnt es im Supermarkt. Zum x-ten Mal wird der Wunsch nach einer Süßigkeit ausgeschlagen: „Nein, das geht nicht.“ Dann kommen das erste Taschengeld, der erste Ferienjob und größere Wünsche, die sich nur mit Sparen erfüllen lassen, ein cooles Fahrrad etwa oder ein Stunt-Roller. Und spätestens wenn Goethes Faust auf dem Lehrplan steht, lernen sie: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach wir Armen!“
Ein Grund dafür dürfte sein, dass die meisten von uns als Kinder und Jugendliche kaum etwas über Geld gelernt haben. In der Familie waren Geldthemen oft tabu. In der Schule fanden sie auch nicht statt, und wenn doch, dann nur in homöopathischen Dosen. Wie funktioniert der Zinseszinseffekt? Wie groß ist das Risiko einer Aktienanlage? Unter welchen Voraussetzungen ist die staatliche Rente sicher? Solche Fragen hat man sich später entweder selbst gestellt – oder eben nicht. In einer aktuellen Studie der Direktbank ING-Diba gaben 51 Prozent der deutschen Befragten an, keine Finanzbildung zu haben. Und nur 15 Prozent haben in der Schule das Thema Finanzen vermittelt bekommen.
Viel hat sich daran nicht geändert. Obwohl Kinder heute mehr denn je den Verlockungen des Konsums ausgesetzt sind. Daher ist es sinnvoll, ihnen möglichst früh beizubringen, wie man mit Geld umgeht. In der Schule lernen sie zwar, was übrig bleibt, wenn sie zehn Euro haben und zwei Äpfel für drei Euro das Stück kaufen. Dass dieses Obst überteuert ist, wo sich Einkaufen lohnt, dass ein hoher Preis nicht unbedingt als Indikator für einen leckeren Apfel taugt, und warum man an der Kasse mit einer Plastikkarte bezahlen kann – das alles bleibt jedoch für den familiären Lehrplan übrig.
Aber wie vermittelt man seinen Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld? Unser Leitfaden soll dabei helfen:
Die erste Phase der Gelderziehung startet früh – wenn der Nachwuchs in den Kindergarten kommt, spätestens aber in der Grundschule. So einfach es klingt: Zu den Grundlagen gehört, den Wert von Geldmünzen und -scheinen zu vermitteln. Wie sieht ein Zehn-Euro-Schein aus, wie ein Zwanziger? Wie wird ein Euro in Cent unterteilt? Und wieso bringt es außerhalb von Europa wenig, wenn man nur Euro im Geldbeutel hat?
Dass man Geld mit Arbeit verdienen kann, können Kinder ungefähr ab einem Alter von sechs bis acht Jahren verstehen. Ab dann wird es wichtig, offen zu erklären, woher das Geld kommt, das ausgegeben wird: von der Arbeit, einem Zuschuss der Großeltern oder von der vermieteten Immobilie. Und wohin es geht: in die Miete, den Einkauf, die Kinderbetreuung. Wer das vermittelt, ist schon auf einem sehr guten Weg. Ehrlichkeit gegenüber dem Nachwuchs ist auch gefragt, wenn die Lage der Eltern finanziell angespannt ist.
Je älter die Kinder werden, desto mehr können sie zudem in Kaufentscheidungen einbezogen werden. Schon im Kleinkindalter können Eltern im Supermarkt erklären, wieso das bunt beworbene, aber teure Waschmittel nicht unbedingt das beste ist. Das Entlarven von geschönten Werbebotschaften gehört dazu, denn Kinder glauben zunächst mal alles, was sie sehen oder lesen und können falsche Aussagen nicht von wahren unterscheiden. Später helfen Diskussionen bei den wirklich teuren Entscheidungen des Lebens, zum Beispiel bei der Auswahl eines Autos. So lernt das Kind, Pro und Kontra eines Kaufs abzuwägen.
Das Taschengeld ist der erste und beste Weg für Kinder, den Umgang mit eigenem Geld zu lernen. Die Eltern sollten, so empfehlen es Erziehungsratgeber, das Geld regelmäßig und pünktlich auszahlen – und es nicht mit anderen Zielen verknüpfen. Ob Sohn oder Tochter gewissenhaft die Hausaufgaben erledigen oder eine gute Note in Mathe bekommen, sollte sich nicht auf den Geldbeutel auswirken. Dem Kind Geld zu geben, wenn es im Haushalt hilft, ist ebenfalls oft kontraproduktiv. Das kann zur Gewohnheit werden. Kinder sollten lernen zu unterscheiden, welche Tätigkeiten zu den üblichen Pflichten innerhalb einer Familie gehören und welche eine Bezahlung rechtfertigen.
Eine guter Lerneffekt kann hingegen erzielt werden, wenn man das Kind beim Einkauf helfen lässt. Drücken Sie der oder dem Kleinen fünf Euro in die Hand – mit der Aufgabe, das Obst für den nächsten Tag zu besorgen. Das kann schon im Kindergartenalter funktionieren. Und nein, Gummibärchen zählen nicht als Früchte, das sollte klar sein.
Die angemessene Höhe des Taschengeldes bleibt wohl eine der schwierigsten Fragen. Hier sollten Eltern auf jeden Fall auf die richtige Balance achten – auch wenn gerade der Jahresbonus auf dem Konto eingegangen ist. Dem Kind hilft es nicht, wenn es dem Neid der Klassenkameraden ausgesetzt ist – oder umgekehrt das Opfer von Spott wird, weil es eben kein Geld hat.
Alter | Taschengeld |
---|---|
Unter 6 Jahre | 1 Euro pro Woche |
6 bis 7 Jahre | 2 Euro pro Woche |
8 bis 9 Jahre | 3 Euro pro Woche |
10 Jahre | 14 Euro pro Monat |
11 Jahre | 16 Euro pro Monat |
12 Jahre | 20 Euro pro Monat |
13 Jahre | 22 Euro pro Monat |
14 Jahre | 25 Euro pro Monat |
15 Jahre | 30 Euro pro Monat |
16 Jahre | 35 Euro pro Monat |
17 Jahre | 45 Euro pro Monat |
18 Jahre | 70 Euro pro Monat |
Die Umstellung von wöchentlicher auf monatliche Auszahlung im Alter von zehn Jahren ist dabei übrigens wichtig. Denn ab diesem Alter können Kinder lernen, ihre Ausgaben über einen längeren Zeitraum zu verteilen, wie es auch im Erwachsenenleben nötig ist.
Überlassen Sie dabei dem Kind die Entscheidung, was es von seinem Geld kauft, solange es nichts Schädliches ist. So lernt es den souveränen Umgang am schnellsten. Es ist übrigens sogar gesetzlich geregelt, dass sich Kinder von ihrem Taschengeld kaufen dürfen, was sie wollen – in Grenzen zumindest. Paragraph 110 des Bürgerlichen Gesetzbuches schreibt vereinfacht gesagt vor, dass Kinder ab acht Jahren das ihnen überlassene Geld ohne Zustimmung der Sorgeberechtigten ausgeben dürfen, sich dabei allerdings an ausdrückliche Verbote und andere Einschränkungen halten müssen. Bei Eis, Schokolade oder Sammelbildchen ist das freie Wahlrecht unumstritten. Bei wertvolleren Käufen, einem Fahrrad oder Smartphone etwa, bleibt der mit einem Minderjährigen geschlossene Vertrag in der Schwebe. Das heißt: Die Eltern haben das letzte Wort und können den Kauf rückgängig machen.
Wird der Nachwuchs zehn Jahre alt, sollten Eltern über ein Schülerkonto nachdenken. Denn bargeldlose Zahlungen sind ein wichtiger Baustein in der Gelderziehung. Wer weiß, vielleicht denken unsere Kinder ja in 30 oder 40 Jahren sogar mit einem Schmunzeln an die Zeit mit Scheinen und den Münzen zurück, so wie wir uns gelegentlich an Telefone mit Wählscheiben erinnern.
Der nächste bedeutende Schritt für das richtige Geldverständnis ist der erste Ferienjob. Zwar wissen Kinder dann in der Regel schon, dass Geld nicht vom Himmel fällt und die Eltern dafür arbeiten müssen. Aber jetzt erfahren sie selbst, was das bedeutet. Zeitungen austragen, Supermarktregale einräumen, in der Eisdiele aushelfen: Hier lernen Kinder, was alles dazugehört, um Geld zu verdienen – pünktlich sein etwa und Anweisungen befolgen.
Laut Jugendarbeitsschutzgesetz dürfen Kinder und vollzeitschulpflichtige Jugendliche eigentlich nicht arbeiten. Doch ab 13 Jahren sind maximal zwei Stunden täglich mit Zustimmung der Eltern gestattet. Dabei muss die Arbeit leicht und kindgerecht sein. Babysitten oder Zeitungen austragen sind also erlaubt. Ab 15 dürfen vollzeitschulpflichtige Jugendliche in den Ferien maximal vier Wochen im Kalenderjahr arbeiten, also wirklich den ersten Ferienjob annehmen. Die Vollzeitschulpflicht wird von den Bundesländern festgesetzt. Sie dauert neun oder zehn Schuljahre.
Ferienjobs sind befreit von der Sozialversicherung, wenn der Jugendliche maximal drei Monate beschäftigt ist. Solange er nicht regelmäßig mehr als 20 Stunden die Woche arbeitet, bleibt auch der Anspruch auf Kindergeld erhalten.
Kleinere Kinder sollten einen eigenen Ort haben, wo sie ihre „Schätze“ aufbewahren können – eine Box oder ein klassisches Sparschwein. Ein eigener Geldbeutel hilft obendrein, das Geld für die täglichen Ausgaben vom Ersparten zu trennen, und fördert das Verständnis vom Sparen.
Sollte der Wunsch des Kindes die finanziellen Möglichkeiten weit überschreiten – eher die Regel als die Ausnahme – kann die „Eltern-Bank“ einschreiten. Sie können beispielsweise für das Mountainbike ein Sparziel vorgeben, das weit unter dem Preis liegt. Wird es erreicht, geben Sie den Rest aus dem eigenen Geldbeutel hinzu. Zur Regel sollte das allerdings nicht werden: Die Kleinen sind raffiniert. Wenn Sie trotz Taschengeld und Ferienjob regelmäßig das Budget aufstocken, kriegen sie das schnell spitz und nutzen es aus.
Auch zu üppige Geldspritzen der Großeltern können die Erziehungsmaßnahmen torpedieren. Und nicht alle Omas und Opas lassen sich in die Schranken weisen. In diesem Fall kann es helfen, mit den Kindern zu sprechen und einen Deal auszuhandeln: Ein Teil der Finanzspritzen wandert aufs Konto, der andere darf für Außergewöhnliches ausgegeben werden.
Ab dem Teenie-Alter, wenn das erste eigene Konto eröffnet ist, können Sie zusammen mit dem Kind über echte Geldanlagen nachdenken: einen Sparplan vielleicht, damit es sich ab 18 den Wunsch nach einer Weltreise erfüllen kann. Dabei ist es durchaus sinnvoll, einen Aktiensparplan einzurichten. Erstens weil in der Niedrigzinsphase das Sparziel sonst vermutlich kaum zu erreichen ist. Und zweitens weil Kinder dadurch früh mit den Finanzmärkten in Berührung kommen – eine wertvolle Erfahrung für später. Viele Kinder haben sogar Spaß daran, das Auf und Ab der Kurse zu verfolgen, wenn es das eigene „Vermögen‟ betrifft und bekommen so bereits ein Gespür für Risiken bei der Geldanlage. Natürlich gilt es auch hier, nicht zu übertreiben. Kinder leben mehr als Erwachsene im Hier und Jetzt. Mit ihnen echte finanzielle Zukunftspläne zu schmieden, zum Beispiel für das Studium, ist daher erst sinnvoll, wenn sie im späten Teenager-Alter sind – und nicht mehr nur davon träumen, Tierärztin oder Feuerwehrmann zu werden.
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Das fängt früh an. Haben Sie auch schon mal gestaunt, wie schnell Ihr Kleinkind die Fotos vom jüngsten Ausflug an den See auf Ihrem Smartphone gefunden hat? Kinder lernen den Umgang mit den neuen Endgeräten im Handumdrehen. Wer im App-Store auf seinem Handy nach den Begriffen „Kinder“ und „Geld“ sucht, wird schnell fündig. Für alle Smartphone-Systeme gibt es Programme, die den Kleinen den Umgang mit Zahlen, Geld und Einkaufssituationen lehren. Ein typischer Anbieter: Dr. Panda. Als ergänzende Maßnahme können solche Programme durchaus hilfreich sein.
Haben Jugendliche schon ein eigenes Smartphone und ein eigenes Konto, gibt es entsprechende Apps, um den Überblick über den Kontostand zu bewahren. Wer stets um sein Guthaben weiß, kann besser planen.
Grenzen ziehen gehört beim Umgang mit der Technik natürlich auch zu den wichtigen Lektionen. Denn viele Kids spielen auf dem Smartphone oder Tablet. Und diese Spiele, die sich speziell an Jüngere richten, entpuppen sich oft als Kostenfallen. Zwar ist der Einstieg meist gratis. Und die jungen Spieler haben schnell ein paar Erfolgserlebnisse. Aber dann stagniert das Spiel. Man wird zum Kauf von virtuellen Ressourcen aufgefordert, um weiterzukommen. Und der Preis dafür ist meist nicht zu knapp. Dafür sind Jugendliche sehr anfällig. Ein paar Klicks und das Geld ist überwiesen. Deshalb ist es ratsam zu kontrollieren, was der Nachwuchs spielt, und die Zahlungsmöglichkeiten zu beschränken, etwa per Prepaid-Guthaben auf dem App-Store-Konto.
Prepaid hilft auch in anderen Lebenslagen: beim Paypal-Konto für das Bezahlen im Internet beispielsweise oder beim Smartphone. Auch auf diese Weise lernen Jugendliche schneller mit einem vorhandenen Budget klarzukommen. Etwa wenn sich die WhatsApp-Nachricht von unterwegs schon Mitte des Monats nicht mehr verschicken lässt. Dann muss man das nächste Mal eben besser mit seinen Ressourcen haushalten.
Eines sollte bei der Finanzerziehung übrigens auch nicht vergessen werden: die Vorbildfunktion. Wenn Mutter und Vater sich gern hemmungslos dem Shoppingfieber hingeben, wird es schwer, dem Nachwuchs glaubhaft zu vermitteln, dass er mit seinem Wunsch nach dem neuesten iPhone das Budget sprengt. Es kann sich also lohnen, gelegentlich auch die eigenen Kaufentscheidungen zu hinterfragen. So können die Lehrstunden in Sachen Geld für Eltern und Kinder zu einer echten Win-win-Situation werden – gleich noch ein Begriff aus der Wirtschaftswelt, den man dem Nachwuchs näherbringen kann.
Bild: Priscilla Du Preez/ Unsplash.com
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