Die Zahl der mit dem neuartigen Coronavirus Infizierten steigt in vielen Ländern rasant weiter, die Folgen für die Wirtschaft werden immer deutlicher. Wie genau sich die Pandemie niederschlagen wird, stellen Wirtschaftsforscher meist in Szenarien dar, denen unterschiedliche Annahmen zugrundeliegen.
Prognostiziertes Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts 2020 mit und ohne Coronakrise (in %)
Quelle: DIW
Wachstumserwartungen 2020 für Eurozone und USA nach Quartalen (in %)
Veränderung gegenüber Vorquartal. Quelle: J.P. Morgan
Unter den Maßnahmen gegen die Krise hat J.P. Morgan bis Mitte März weltweit 16 Zinssenkungen durch Zentralbanken gezählt. Bis Mitte des Jahres erwarten die Investmentbanker 24 weitere Zinssenkungen. Zusätzlich stützen Regierungen die Wirtschaft. J.P. Morgan schätzt, dass fiskalpolitische Maßnahmen in diesem Jahr 1,3 Prozentpunkte zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt beitragen werden.
Zur Bewertung der Lage von J.P. Morgan
Szenarien für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland (in Mrd. Euro)
Quelle: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
Zum Sondergutachten des Sachverständigenrats
Die Wirtschaftswissenschaftler des Münchener Ifo-Instituts sehen Deutschland von den wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise wegen seiner international verflochtenen Wirtschaft besonders betroffen. So liege das Verhältnis der Exporte zum Bruttoinlandsprodukt bei 47 Prozent – in Frankreich beispielsweise nur bei 31 Prozent. Als Langfristfolge der Krise halten die Wirtschaftsforscher ein „grundsätzliches Umdenken“ in Unternehmen über internationale Wertschöpfungsketten für möglich. Die aktuelle Lage zeige, wie empfindlich diese seien. Unternehmen könnten künftig versuchen, sich weniger von einzelnen Ländern wie China abhängig zu machen oder die Produktion gleich ganz zurück nach Europa verlagern.
Zum Gutachten des Ifo-Instituts
Im besten Fall...
Im schlechtesten Fall...
Ob eines dieser beiden Szenarien oder das dazwischen liegende mittlere am wahrscheinlichsten sind, lässt sich aus UBS-Sicht nicht einschätzen.
Zur „House View“ aus dem Chief Investment Office der UBS
Wie geht es an den Börsen weiter? Um einer Antwort näherzukommen, werfen die Investmentbanker von Goldman Sachs einen Blick zurück auf die Bewertungen europäischer Aktien seit 1973 – sie berücksichtigen dabei unterschiedliche Maßstäbe, etwa die Risikoprämie von Aktien. Am höchsten bewertet waren Aktien im betrachteten Zeitraum um die Jahrtausendwende, am niedrigsten Mitte der Siebziger, Anfang der achtziger Jahre und zuletzt während der großen Finanzkrise. In der Spanne zwischen den niedrigsten und höchsten Bewertungen liegen die Bewertungen europäischer Aktien momentan gerade einmal auf dem Niveau von etwas über 20 Prozent. Auf Sicht von zwei Jahren gewannen die Wertpapiere bei so einer Bewertung in der Vergangenheit anschließend 39 Prozent an Wert.
Waren Aktien in der Vergangenheit höher bewertet, waren die Renditen in den folgenden 24 Monaten tendenziell niedriger. Niedrige Bewertungen wie derzeit seien allein natürlich noch kein Auslöser für eine neue Rally. Entscheidend für eine Erholung sei die Eindämmung des Virus und Vertrauen in die Maßnahmen der Politik, die Wirtschaft zu stützen.
Ray Dalio, Gründer der Investmentgesellschaft Bridgewater Associates und einer der bekanntesten Hedgefondsmanager weltweit, gehört selbst zu den Gebeutelten der Coronakrise. Sein Hedgefonds Pure Alpha II verlor in der ersten Märzhälfte 13 Prozent. Gegenüber der Financial Times räumte Dalio ein, dass er und sein Team schlicht nicht gewusst hätten, wie sie reagieren sollten. „Also blieben wir in unseren Positionen“, so Dalio. Das habe sich im Nachhinein als falsch herausgestellt.
Im Geschäfts-Netzwerk LinkedIn hat Ray Dalio mehrere Kommentare zu den Folgen der Pandemie veröffentlicht. Der Milliardär meint, die Krise mache es notwendig, über eine Neugestaltung des Kapitalismus nachzudenken, über die Frage „wie wir den Kuchen kosteneffizient vergrößern und ihn gut verteilen können“.
Dalio spricht sich für die Unterstützung von krisengeschüttelten Unternehmen aus. Von darwinistischen Gedanken – „wer seine Finanzen nicht im Griff hat, wird weggefegt“ – hält er nichts. Wenn man die Unternehmen nicht stütze, seien die wirtschaftlichen Kosten am Ende höher. Weltweit betrachtet hält er die bisherigen Stimulationsmaßnahmen für nicht umfassend genug und wenig zielgerichtet. Die Unterschiede zwischen den Ländern seien aber sehr groß. Die Maßnahmen in Deutschland beurteilt Dalio als „exzellent“.
Zu den neuesten Beiträgen von Ray Dalio:
Die drei größten Fragen, die wir jetzt beantworten müssten (25.3.)
Die harte Landung auf dem Boden der Nullzinsen (16.3.)
Wir brauchen koordinierte Maßnahmen (10.3.)
Howard Marks, Mitgründer der auf notleidende Kredite spezialisierten Investmentfirma Oaktree Capital, veröffentlicht immer wieder Marktkommentare. Seine „Memos“ zählen angeblich für Warren Buffett zur Pflichtlektüre. In seinem aktuellen Kommentar zeichnet er ein mögliches Positiv- und ein Negativszenario vom weiteren Krisenverlauf – wobei Marks keinen Hehl daraus macht, dass er „eher Pessimist als Träumer“ sei. Pessimistisch stimmt ihn etwa, dass die USA bei der Bekämpfung von Corona weit hinter anderen Ländern zurückfielen. Abgesehen von weiter stark steigenden Zahlen an Erkrankten und Toten befürchtet er auch ein Schrumpfen der Wirtschaft im Rekordtempo. Die kurzzeitige Erholung der Aktienmärkte Ende März bewertet Marks als zu optimistisch. In den Kursen sei eine mögliche Verschlechterung der Nachrichtenlage nicht eingepreist gewesen. „Deshalb erwarte ich, dass die Kurse sinken“, so Marks. Wichtig sei, sich auf fallende Märkte vorzubereiten.
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