Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich bei einer Dividendenstrategie um eine Methode, bei der gezielt in Unternehmen investiert wird, die regelmäßig eine Dividende ausschütten. Vor allem in den Medien erfreut sich diese Strategie großer Beliebtheit, da private Investitionen oftmals dieser Strategie nach getätigt werden. Doch ist es wirklich die beste Methode für den langfristigen Vermögensaufbau oder gibt es berechtigte Argumente dagegen? Um diese Fragen zu beantworten, möchte ich in diesem Artikel meine eigene Perspektive und häufig genannte Kritikpunkte erläutern.
Für mich persönlich ist ein zentraler Punkt, der für eine Dividendenstrategie spricht, der regelmäßige Cashflow. Anstatt nur das Kapital im Depot zu vermehren, ermöglicht eine Dividendenstrategie durch die Ausschüttungen einen stetigen Geldfluss auf das eigene Konto. Ohne Dividende ist der einzige Weg, an dieses Kapital zu gelangen, der Verkauf von Wertpapieren.
Einer der Hauptkritikpunkte gegen Dividendenstrategien ist der verminderte Zinseszinseffekt und der Verlust von Kapital, der durch die Ausschüttung der Dividende entstehen kann. Bei der Ausschüttung einer Dividende wird dieser Betrag vom Aktienkurs abgezogen. Hinzu kommt die Kapitalertragsteuer, was unter dem Strich zu einem Vermögensnachteil führt. Zumindest dann, wenn der Sparerpauschbetrag (Freibetrag) von derzeit 1.000 Euro bereits ausgeschöpft ist. Warum investieren viele Menschen dennoch gezielt in Dividendenaktien? Eine allgemeingültige Antwort kann an dieser Stelle nicht gegeben werden, aber ich möchte vier Argumente nennen, warum ich trotzdem den größten Teil meines Kapitals in Dividendentitel investiert habe.
1. Das Argument, die Ausschüttung einer Dividende mindere das Vermögen, setzt implizit voraus, dass das Unternehmen immer eine sinnvolle Verwendung für die Dividende hätte. Ich kritisiere nicht Unternehmen, die keine Dividende ausschütten, im Gegenteil, ich befürworte es sogar, wenn eine Firma keine Dividende ausschüttet, solange sie stattdessen besonders vielversprechende Projekte oder lukrative Akquisitionen identifiziert, bei denen das Kapital wahrscheinlich mehr zum Unternehmenswert beiträgt als die Ausschüttung einer Dividende. Ähnlich sieht es auch Börsenguru Warren Buffett, der zwar mit seiner eigenen Gesellschaft Berkshire Hathaway keine Dividende ausschüttet, aber generell die Ausschüttung von Dividenden befürwortet, wenn die Alternative Investitionen in unsinnige Übernahmen oder überflüssige Projekte wären. Wenn ein Unternehmen keine profitablen Projekte findet, ist es meiner Meinung nach sinnvoller, den Gewinn auszuschütten.
2. Sobald die Dividende auf meinem Konto eingetroffen ist, steht es mir frei, was ich mit diesem Kapital mache. Ich kann es in die gleiche Aktie reinvestieren und so meinen Anteil am Unternehmen erhöhen oder es in andere Positionen investieren und so zur Diversifikation meines Depots beitragen. Ich kann damit aber auch meinen Lebensunterhalt finanzieren. Für Viele ist es eines ihrer größten Ziele, irgendwann einmal von der Dividende leben zu können. Das kann man natürlich auch durch den stetigen Verkauf von Aktien erreichen, aber dafür muss man dann auch regelmäßig an der Börse aktiv sein und ist stärker vom aktuellen Marktumfeld abhängig, als nur passiv Dividenden zu kassieren.
3. Die Ausschüttung einer Dividende kann ein erstes Anzeichen für ein besonders solides Unternehmen sein. Insbesondere wenn das Unternehmen seit vielen Jahren ununterbrochen eine Dividende zahlt, deutet das oft auf ein besonders erfolgreiches und widerstandsfähiges Geschäftsmodell hin, das auch in Krisenzeiten profitabel wirtschaften kann. Wer eine langfristige Dividendenstrategie verfolgt, kann genau nach solchen Unternehmen Ausschau halten. Sie weisen zwar in der Regel keine immensen Wachstumsraten mehr auf, bringen aber Stabilität und Verlässlichkeit ins Depot und in den Cashflow. Aus einer langfristigen Anlage kann sich dann auch die persönliche Dividendenrendite im Vergleich zur Dividendenrendite zum aktuellen Börsenkurs deutlich positiv entwickeln.
4. Für mich ist auch der psychologische Faktor der Dividende ein zentraler Aspekt, der für eine Dividendenstrategie spricht. Die Dividende und der Zahlungseingang auf meinem Konto machen die Investition greifbar. Es wird deutlich, dass ich wirklich an einem Unternehmen beteiligt bin, das erfolgreich ist und Gewinne erwirtschaftet. (Ausnahmen gibt es natürlich auch hier, und allein die Tatsache, dass ein Unternehmen eine Dividende ausschüttet, sagt noch nichts über seine allgemeine Qualität aus.) Das zeigt, dass es sich gelohnt hat, mit meinem Kapital ins Risiko zu gehen, anstatt es nur auf dem Tagesgeldkonto zu parken. Auch wenn man in vielen Blogs immer wieder liest, dass man an der Börse völlig emotionslos handeln und rational denken soll, glaube ich nicht, dass es wirklich immer gelingt, beim Investieren alle Emotionen auszuschalten. Daher denke ich, dass es vielen Anlegern gut tut, dieses „Feedback“ über die Dividende zu bekommen, auch wenn es unter Umständen eine Minderung des Vermögens bedeuten kann. Denn am Ende kommt es vor allem darauf an, langfristig dabei zu sein, und wenn dazu eine regelmäßige Dividende beiträgt, ist das in meinen Augen enorm hilfreich.
Fazit: Ob eine Dividendenstrategie für den Einzelnen die beste Strategie für langfristigen Erfolg ist, lässt sich pauschal betrachtet nicht beantworten. Für mich ist es auf jeden Fall ein Weg an der Börse, der funktioniert, mich immer wieder motiviert und bei dem man mit Spaß und Disziplin einen langfristigen Ansatz verfolgen kann. Mir macht es Spaß, mich auf die Suche nach qualitativen Dividendenaktien zu machen und dabei verschiedene Kennzahlen und Metriken zu vergleichen. Welche Kennzahlen dabei eine Rolle spielen, sehen wir uns im zweiten Teil der dreiteiligen Artikelserie an.
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