Was sind Dividenden, welche unterschiedlichen Arten gibt es und was sollten Anlegerinnen und Anleger unbedingt beachten?
Das Wichtigste in Kürze
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Auf der Hauptversammlung entscheiden die Aktionäre eines börsennotierten Unternehmens, wie der erwirtschaftete Gewinn der Gesellschaft verwendet werden soll. Hier können Besitzer von Aktien mit Stimmrecht entscheiden, ob und in welcher Höhe ein Teil des Gewinns als Dividende ausgeschüttet wird. Im Falle einer Ausschüttung werden die Besitzer von Unternehmensanteilen am Gewinn der Aktiengesellschaft beteiligt. Die Höhe der Dividende wird von der Konjunkturlage, der Ertragskraft und der Dividendenpolitik des Unternehmens beeinflusst.
Während in Deutschland beheimatete Unternehmen etwaige Dividenden in der Regel einmal jährlich ausschütten, können Ausschüttungen auch monatlich oder quartalsweise stattfinden. Letzteres ist häufig bei börsennotierten US-Unternehmen zu beobachten.
Bei deutschen Aktiengesellschaften wird der Tag nach der Hauptversammlung in der Regel als Ex-Tag bezeichnet, da, wer an diesem Tag Aktien des Unternehmens kauft, keinen Anspruch mehr auf die für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgesehene Dividende hat. Andererseits sind – für den Fall, dass die Ausschüttung einer Dividende beschlossen wurde – alle Aktionärinnen und Aktionäre, die Aktien des jeweiligen Unternehmens am Tag vor dem Ex-Tag halten, für den Erhalt der beschlossenen Dividendenzahlung berechtigt. Die tatsächliche Auszahlung erfolgt erst zu einem späteren Zeitpunkt, an eben jene Aktionäre. Neue Aktionärinnen und Aktionäre können die Aktie nach dem Ex-Tag also günstiger erwerben, da sie nicht mehr für die Ausschüttung des abgelaufenen Geschäftsjahres berücksichtigt werden. Die Aktie handelt entsprechend zu einem günstigeren Kurs. Das erklärt den Kursrückgang zum Ex-Tag einer Aktie, basierend auf der Tatsache, dass die zu diskontierenden Ausschüttungen um den Betrag der Dividende verringert wurden. Bei US-Unternehmen mit mehreren Ausschüttungen im Jahr gibt es mehrere, von der Hauptversammlung unabhängige, Ex-Tage. Im Fachjargon spricht man davon, dass eine Aktie an einem solchen Tag „ex Dividende handelt“.
Neben möglichen Kursgewinnen können auch Gewinnausschüttungen in Form von Dividenden einen signifikanten Beitrag zur Rendite einer Anlage leisten. Dividendentitel können zusätzliche, regelmäßige Erträge generieren. Grundsätzlich achten Aktionäre mit Fokus auf Dividendentitel häufig darauf, dass Unternehmen Dividenden regelmäßig und in relativ konstanter Höhe ausschütten. Steigende Ausschüttungen in der Vergangenheit können zudem ein Hinweis auf nachhaltiges Wachstum der Unternehmensgewinne sein.
Der folgende Chart veranschaulicht den Einfluss von Dividenden auf die Wertentwicklung des S&P 500 Index:
Dividenden und Kurse – die Summe macht’s
Durchschnittliche Jahresrendite des S&P-500-Index in verschiedenen Dekaden
Hinweis: Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen. Quelle: Bloomberg
Die Dividendenrendite ist neben dem Kurs-Gewinn-Verhältnis oder dem Umsatzwachstum eine weitere Kennzahl, die in der Aktienanalyse und Unternehmensbewertung Anwendung findet. Sie setzt die erwartete Dividende ins Verhältnis zum Aktienkurs.
Eine hohe bzw. steigende Dividendenrendite muss nicht zwangsläufig ein gutes Zeichen sein, sondern kann auch als Warnsignal gedeutet werden. Auch bei einer steigenden Dividendenrendite kann sich ein Unternehmen in einer wirtschaftlichen Schieflage befinden. Denn bei fallenden Aktienkursen und gleichbleibender Dividende steigt die Dividendenrendite. Hinzu kommt, dass hohe Dividendenausschüttungen von Unternehmen ein Indiz dafür sein können, dass das Unternehmen keine sinnvollen Investitionsmöglichkeiten in weiteres Wachstum vorfindet, sodass die erzielten Gewinne primär ausgeschüttet werden.
Grundsätzlich gilt, dass hohe Dividenden oder Dividendenrenditen keine Erfolgsgarantien für ein erfolgreiches Investment sind und allein zu wenig Aussagekraft über die Qualität einer Aktie haben. Vor der Entscheidung, in dividendenträchtige Einzeltitel zu investieren, sollte man auch weitere Kennzahlen in die Analyse einbeziehen.
Gewinne können auf unterschiedliche Arten ausgeschüttet werden:
Bardividende - Bei der Bar- bzw. Cash-Dividende wird der Gewinnanteil direkt auf das Verrechnungskonto des Aktionärs oder der Aktionärin ausgeschüttet.
Aktiendividende - Bei Aktiendividenden bzw. Stockdividenden erhält man als Dividende weitere Aktien des Unternehmens. Besonders bei ausländischen kann dies ein Vorteil sein, da im Gegensatz zur Bardividende hier keine Quellensteuer anfällt und sich Aktionäre nicht um die Rückerstattung der Quellensteuer kümmern müssen, was meist mit hohem Aufwand verbunden ist. Über die Art der Dividende entscheidet in der Regel das Unternehmen, nicht Anlegerin oder Anleger.
Sachdividende - Hier erhält man Sachwerte vom Unternehmen. Dies können zum Beispiel Produkte des Unternehmens sein. Ein bekanntes Beispiel ist die Sachdividende bei Lindt & Sprüngli: Sie besteht aus einem mit Schokoladenriegeln und Pralinen gefüllten Koffer.
Markus Kirchler
Markus ist Senior Analyst im Capital Markets Team. Seine Themenschwerpunkte sind Portfolioverwaltung und ETP-Handel. Er hat einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der Freien Universität Bozen.