In den vergangenen zehn Jahren sind Wachstumsaktien wie beispielsweise von Technologie-Unternehmen stärker als der Gesamtmarkt gestiegen. Dies hat dazu geführt, dass sich deren Gewichtung in den Depots vieler Kunden und in Indizes wie dem MSCI USA deutlich erhöht hat. Insbesondere in der Corona-Pandemie konnten Tech-Titel und sogenannte Pandemie-Aktien etwa von Lieferdienst-Unternehmen oder Kommunikationssoftware-Anbietern zulegen. Doch bereits seit letztem Jahr hat das Momentum für Growth-Titel ein Stück weit nachgelassen. Deswegen ist es sinnvoll, sich nun Growth- und Value-Investing einmal näher anzuschauen.
Was zeichnet eigentlich sogenannte Growth-Titel aus und was sind im Gegensatz dazu Value-Aktien? Value-Investing zielt darauf ab, unterbewertete Aktien von Unternehmen mit stabiler Gewinnentwicklung, einer überdurchschnittlichen Profitabilität und einer guten Marktposition zu identifizieren. Growth-Investing widmet sich hingegen Aktien von Unternehmen in dynamischen Wachstumsmärkten der Zukunft, wie sie derzeit etwa im Tech-Bereich oder in der Wasserstoffindustrie zu finden sind.
Bruttorendite ausgewählter US-Indizes in unterschiedlichen Zeiträumen (in US-Dollar)
Im Gesamtjahr 2021 erzielte beispielsweise der MSCI-USA-Growth-Index eine Bruttorendite von 26,2 Prozent, während der MSCI-USA-Enhanced-Value-Index um 29,2 Prozent zulegte. In den enttäuschenden ersten acht Monaten des Jahres 2022 verloren US-Value-Aktien zudem insgesamt weniger an Wert mit 14,3 Prozent gegenüber US-Growth-Aktien mit 24,5 Prozent. Der breite Markt wie beispielsweise der MSCI-USA-Index brachte vergangenes Jahr 27,0 Prozent Rendite und verlor in diesem Jahr 17,1 Prozent. Die Rückkehr der Value-Aktien hat bereits stattgefunden, und es spricht einiges dafür, dass ihre gute Phase auch in Zeiten hoher Inflationsraten und restriktiver Geldpolitik der Notenbanken weiter anhält.
Geldwertstabilität ist eine Hauptaufgabe der Zentralbanken. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) beendete 2022 wegen der rasant gestiegenen Inflation ihre jahrelange expansive Geldpolitik und hob bereits in mehreren Zinsschritten ihren Leitzins an, um die Teuerung einzudämmen. Was heißt das für Growth-Titel?
Die Theorie: Insbesondere steigende Zinsen machen vielen Wachstumsunternehmen zu schaffen, da sie zur Finanzierung ihres Wachstumskurses teurere Kredite aufnehmen müssen als zuvor, was zukünftige Gewinne belastet. Und gerade die Masse von Gewinnen von Growth-Unternehmen wird von Anlegenden erst in der Zukunft erwartet. Zudem können Unternehmen mit etablierten Vertriebskanälen und hoher Markenbekanntheit Preiserhöhungen aufgrund gestiegener Herstellkosten tendenziell besser an ihre Kunden weitergeben. Besitzen diese Unternehmen Preissetzungmacht, bleiben Margen stabil oder steigen sogar. Gute Value-Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass auch in unsicheren Zeiten verlässlich hohe Renditen erwirtschaftet werden können. Vor diesem Hintergrund durchliefen viele Growth-Aktien und insbesondere Tech-Titel in diesem Jahr eine deutliche Korrektur. Steigende Leitzinsen können sich daher stärker auf Wachstumsunternehmen auswirken und deren Aktien im Vergleich zu Value-Titeln weniger attraktiver machen. Doch das ist nur ein Teil der Erklärung.
Ergebnisse aus Studien der Erasmus-Universität in Rotterdam und der Fondsgesellschaft Robeco zeigen, dass sich Value-Aktien in den USA seit 1866 im Durchschnitt besser entwickelt haben als Growth-Aktien, unabhängig davon, ob die Inflation niedrig, moderat oder eher hoch war. In Jahren mit einer Teuerungsrate von über vier Prozent war ihre Wertentwicklung sogar überdurchschnittlich gut.
Jährliche Überrendite von Value- gegenüber Growth-Aktien in Prozentpunkten
Worauf kommt es bei Value-Aktien an? Warren Buffett ist dank seiner Value-Strategie zur Börsenlegende geworden. Er zieht es vor, dass das Unternehmenswachstum mittels Eigenkapital und nicht durch Fremdkapital in Form von Krediten erfolgt. Geringe Verschuldung, hohes Eigenkapital und anhaltend positiver Cashflow des Unternehmens sind – neben dem sogenannten inneren Wert einer Aktie – die Schlüsselfaktoren seiner Aktienauswahl und auch die amerikanischer und europäischer Value-Indizes. Positiver Cashflow entsteht, wenn die Einnahmen eines Unternehmens höher sind als seine Ausgaben. Und natürlich reinvestieren Value-Unternehmen ihre Gewinne nicht nur, sie schütten sie auch in Form von Dividenden aus und bescheren so ihren Anlegenden eine stabilere Rendite.
Niedrig bewertete Value-Unternehmen zu finden, die bestimmte Kriterien erfüllen und eine starke Marktposition innehaben, ist in Eigenregie mit viel Aufwand verbunden. Typische Auswahlkriterien sind das Kurs-Buchwert-Verhältnis, die erwarteten Gewinne der nächsten zwölf Monate und die Dividendenrendite.
Statt selbst einzelne Aktien zu analysieren und ins Portfolio zu nehmen, lässt sich der Value-Investing-Ansatz systematisch mit einem ETF-Portfolio umsetzen. Scalable Capital bietet in seiner digitalen Vermögensverwaltung das Value-100-Portfolio an. Es ist aufgebaut aus drei Value-ETFs. Durch die Konstruktionsweise dieser ETFs wird eine an Value-Kennzahlen orientierte Titelauswahl konsequent verfolgt. Dabei werden die Gelder breit gestreut in den USA, in Europa und in Schwellenländern angelegt. Ändern sich die Kennzahlen der Unternehmen, passt sich die Zusammensetzung der Indizes und somit der ETFs entsprechend an.
Aktuelles Anlageuniversum der Value-Strategie
Die Kriterien der Value-Indizes für die Aktienauswahl führen zu einer deutlich anderen Allokation als bei breiten Marktindizes. So enthält der MSCI USA Enhanced Value 150 Titel statt der 627 im MSCI USA. Wie groß der Unterschied bei Zusammensetzung und Gewichtung sein kann, verdeutlicht die nachfolgende Tabelle.
Top-Positionen im MSCI USA Enhanced Value und MSCI USA
Diese abweichende Gewichtung kann Risiken aufgrund von zu hohen Bewertungen von bereits heiß gelaufenen Wachstumstiteln und Trendthemen reduzieren. Der bei Anlegenden beliebte MSCI World Index enthält beispielsweise aktuell einige Wachstumsaktien, die mit einem Vielfachen ihres Umsatzes bewertet sind, wie etwa Tesla (12,6-fach) oder Nvidia (12,7-fach). Der Automobilhersteller Tesla wurde 2003 gegründet, aber erst im Jahr 2020 erzielte das Unternehmen erste Gewinne. Trotz mittlerweile solider Margen wird die Bewertung im Wesentlichen von den zukünftigen Wachstumserwartungen gespeist. Sinken diese auf breiter Front, kann die im ersten Halbjahr erlebte Korrektur bei den Growth-Titeln weiter anhalten.
Mit andauerndem Erfolg entwickeln sich Growth-Unternehmen tendenziell zu Value-Unternehmen. Wer Value-Aktien kauft, kauft Wertpapiere von Unternehmen, die sich in ihrem Markt durchgesetzt haben. Mag auch ihre große Wachstumsphase und somit die Kursfantasie ein Stück weit vorbei sein, so sorgen doch regelmäßige Dividendenzahlungen für stabile Erträge aus soliden Geschäftsmodellen.
Fazit: Wer Growth-Titel kauft, kauft Erwartungen. Wer Value-Titel kauft, kauft in Erfüllung gegangene Erwartungen. Die Value-Strategie von Scalable Capital kann sich als Kerninvestment eignen, um systematisch weltweit in fundamental günstig bewertete Aktien zu investieren. Ob auch in absehbarer Zukunft Value-Werte besser abschneiden als Growth-Werte, ist natürlich nicht gewiss.
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