Edition #205 | KW 48
Pharma | Märkte und Makro | Christian W. Röhl | Gaming | Chart der Woche | ETFs im Fokus
Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Memoiren veröffentlicht. Das Buch „Freiheit“ ist mit über 700 Seiten definitiv keine leichte Kost. Ein Espresso vor der Lektüre kann da helfen, auch wenn der immer teurer wird. Wer leichter durchs Leben gehen möchte hat mit Abnehmspritzen von Novo Nordisk, Eli Lilly oder Mitteln anderer Unternehmen die Möglichkeit dazu. Welche Unternehmen sind führend, welche könnten zu ihnen aufsteigen? Außerdem: Warum steigt die Inflationsrate in Deutschland wieder, und wieso ist die Konsumlaune trotz gestiegener Kaufkraft im Keller?
Der Markt für Abnehmmittel gilt als einer der lukrativsten Bereiche im Pharmasektor. Die Hersteller könnten von weiteren Kostenübernahmen für ihre Produkte in den USA profitieren. Der scheidende US-Präsident Joe Biden möchte nämlich, dass das staatliche Versicherungsprogramm Medicare auch für die Behandlung für Menschen mit Adipositas (Fettleibigkeit) aufkommt. Aktuell werden nur die Kosten bei Krankheiten wie Diabetes übernommen.
Schätzungen zufolge würden so in den USA fast acht Millionen Menschen Zugang zu Mitteln wie Wegovy vom dänischen Unternehmen Novo Nordisk oder Präparaten des US-amerikanischen Pharmakonzerns Eli Lilly bekommen. Mit ihren Abnehmspritzen sind die beiden Unternehmen weltweite Marktführer und haben verbesserte Produkte in der Pipeline, deren erste Studienergebnisse positiv ausfallen. Sie könnten die Messlatte für den Markteintritt für Wettbewerber noch höher legen.
Schwer tut sich beispielsweise das US-amerikanische Unternehmen Amgen mit seinem Mittel Maritride. Der durchschnittliche Gewichtsverlust lag bei Probanden gerade einmal bei 20 % ihres Körpergewichts und damit nur am unteren Ende der Erwartungen und nicht über dem Behandlungserfolg der Mittel etablierter Wettbewerber. Zu ihnen möchte das US-amerikanische forschende Start-up Viking Therapeutics aufsteigen. Es gibt erste positive Studienergebnisse in der Entwicklung ihres Abnehmmittels. Auch das US-Unternehmen Hims & Hers Health vertreibt ein Präparat.
Man verspürt eine Menge Emotionen, aber besser ist, man schreit die Wand in seinem Büro an als die deutsche Öffentlichkeit.
Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel im Interview mit „Spiegel“ am 22.11.2024.
Die Inflation macht auch vor der morgendlichen Tasse Kaffee nicht halt: Die Kaffeesorte Arabica kostet an der Rohstoffbörse New York derzeit 3,26 $ pro Pfund – so hoch war der Preis zuletzt in den 1970er Jahren. Seit Jahresanfang hat sich der Kaffeepreis weit mehr als verdoppelt und liegt nur knapp hinter der Wertentwicklung des Bitcoin. Verantwortlich für die Preisexplosion ist zum einen die diesjährige Trockenheit in Brasilien – dem größten Kaffeeanbauland der Welt – und die Aussicht auf eine restriktive Handelspolitik des gewählten US-Präsidenten Donald Trump, der unter anderem die Nachbarländer Kanada und Mexiko mit Strafzöllen von 25 % belegen will.
In Deutschland zieht nicht nur der Kaffeepreis an: Die Inflationsrate stieg im November den zweiten Monat in Folge – auf 2,2 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Oktober hatte sie noch bei 2,0 % gelegen, im September gar bei 1,6 % und damit unter dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 %. Die Märkte hatten den erneuten Anstieg der Teuerungsrate erwartet, unter anderem aufgrund von Basiseffekten und wieder anziehenden Energiepreisen zum Winter hin.
Am heutigen Freitag wird die November-Inflationsrate für den gesamten Euroraum gemeldet. Sollte auch sie wieder ansteigen, würde das die Wahrscheinlichkeit weiterer Leitzinssenkungen der EZB erhöhen. Die EZB-Direktorin Isabel Schnabel hatte vor wenigen Tagen jedoch gewarnt, dass der Spielraum für Zinssenkungen begrenzt sei.
Die Deutschen halten ihr Geld derweil zusammen. Die vom Marktforschungsunternehmen GfK erhobene Konsumlaune liegt für Dezember bei -23,3 Punkten und damit auf dem tiefsten Stand seit einem halben Jahr. Die Kaufkraft der Privathaushalte liegt zwar statistisch mittlerweile wieder auf dem Niveau von vor Beginn der Inflationswelle, die Verbraucherinnen und Verbraucher empfinden das jedoch anders. Seit 2019 mussten sie eine Inflationsrate von insgesamt 21 % schultern, bei Nahrungsmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs betrug die Teuerungsrate sogar 37 %.
Bei den Weihnachtsgeschenken wollen die Befragten jedoch nicht sparen. Dafür liegt ihr Budget laut GfK in diesem Jahr bei durchschnittlich 307 € und damit drei Euro höher als im Vorjahr. Besonders begehrt in diesem Jahr seien Erlebnisgeschenke wie Reisen, Sport-Events oder Konzerte.
Nicht nur die globalen Aktienindizes haben in den letzten Wochen neue Höchststände erreicht, auch die Gewinnausschüttungen der Unternehmen sind auf ein Rekordniveau geklettert. Nach Berechnungen des britischen Vermögensverwalters Janus Henderson haben die 1.200 größten Börsenfirmen der Welt allein im dritten Quartal 2024 über 430 Mrd. $ an Dividenden ausgezahlt – mehr als je zuvor.
Gleichzeitig steht diese Bestmarke auf einer breiten Basis. Neun von zehn Unternehmen haben ihre Ausschüttung angehoben oder zumindest konstant gehalten – ein Spiegelbild der insgesamt robusten Weltkonjunktur. Nur im Rohstoff-Sektor, der vor allem unter der anhaltend schwächelnden Wirtschaftslage in China leidet, gab es signifikante Rückgänge. Kompensiert wurden diese u. a. durch die Ausschüttungen der Technologie-Titanen: Nach Microsoft und Apple, die schon seit mehreren Jahren zu den zehn größten Dividendenzahlern gehören, kehren nun auch Alphabet und Meta Milliardenbeträge aus.
Mit Dividendenrenditen von Null-komma-irgendwas sind die Big-Tech-Aktien für einkommensorientierte Investorinnen und Investoren kaum interessant. Gleichwohl lenken sie den Blick auf einige Faktoren, die für den nachhaltigen Erfolg von Dividenden-Strategien wichtig sind: Solide Bilanzen, komfortable Margen, starke Cashflows und intakte Wachstumsperspektiven – damit die Dividende nicht nur heute gezahlt, sondern Jahr für Jahr erwirtschaftet und vor allem gesteigert werden kann.
Ein Paradebeispiel dafür ist Microsoft. Der Software-Gigant zahlt bereits seit 2003 Dividende und hat diese allein in den letzten zehn Jahren um durchschnittlich 10 % pro Jahr gesteigert, von 1,12 auf 3,32 $ je Aktie. Und wer Ende 2014 zu Kursen um 50 $ zugegriffen hat, sieht jetzt im Depot nicht nur einen Verachtfacher, sondern streicht bezogen auf den Einstandskurs obendrein über 6 % realisierte Dividendenrendite ein – völlig unabhängig von der Börsenentwicklung, rein aus der operativen Performance des Unternehmens.
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Wie man sich den Wearable-Trend ins Portfolio holt, erklären Anna von Scalable und Annika von Invesco in diesem kurzen Instagram-Video..
Seit knapp drei Wochen ist die Playstation 5 Pro auf dem Markt – gerade rechtzeitig für die umsatzstarken Tage rund um Black Friday und Cyber Monday. Mit 4K-Auflösung und einer Bildwiederholrate von 60 Frames pro Sekunde ist das Gaming-Erlebnis auf der neuen Konsole von Sony schärfer und smoother, aber auch deutlich teurer als auf der herkömmlichen PS5. Der Listenpreis der PS5 Pro beträgt ohne Laufwerk 799 €.
Mit der Konsole will das japanische Unternehmen dem US-amerikanischen Wettbewerber Microsoft und seiner Xbox Series X den Rang ablaufen. Bei der Leistung zieht die PS5 Pro zwar höchstens gleich mit der Xbox, bietet dafür aber ein viel größeres Spieleangebot. Die Xbox kann hingegen mit einem deutlich niedrigeren Preis punkten. Beim Elektronikmarkt Saturn, hinter dem das Unternehmen Ceconomy steht, kostet die Xbox Series X derzeit knapp 499 €.
Auch im innerjapanischen Konsolenwettbewerb will Sony nachlegen. Derzeit arbeite man Gerüchten zufolge an einer mobilen Konsole, die es mit der Switch 2 von Nintendo aufnehmen soll. Mit dem Switch-Nachfolger wird Ende 2025 gerechnet. Sony hat mit der Playstation Portal zwar schon ein sogenanntes Handheld im Programm, das aber nicht genug Rechenpower besitzt, um Spiele lokal auszuführen. Sie dient eher der Erweiterung einer bestehenden PS5, von der aus Spiele auf die mobile Konsole gestreamt werden können.
Wachstumstreiber: Gaming-Sparte. In den ersten sechs Monaten seines abweichenden Geschäftsjahres hat Sony 1,9 Bio. Yen (11,7 Mrd. €) mit seiner Gaming-Sparte umgesetzt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Gaming-Umsätze damit um 12 % gewachsen. Der Umsatz auf Gesamtkonzernebene ist im gleichen Zeitraum lediglich um 2 % auf 5,9 Bio. Yen (ca. 36,5 Mrd. €) gestiegen.
Quelle: PwC
Schnäppchenweises Shopping
Preiswecker schon scharf gestellt? Auch in Deutschland sind die Rabatt-Aktionstage Black Friday und Cyber Monday mittlerweile fester Bestandteil der Vorweihnachtszeit.
Um ein Stimmungsbild zu den Shopping-Tagen einfangen zu können, hat der Wirtschaftsprüfer PwC eine Studie mit 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Deutschland erhoben. Dabei kam heraus, dass insgesamt über ein Drittel der Befragten plant, dieses Jahr mehr als 251 € an Black Friday und Cyber Monday auszugeben. 3 % kommen über die vierstellige Schwelle. Fast ein Zehntel will sich an den Tagen höchstens kleinere Anschaffungen bis 50 € zulegen.
Im Schnitt sollen am Black Friday und Cyber Monday von den Befragten 277 € ausgegeben werden, was knapp unter dem Durchschnitt des Vorjahres von 281 € liegt. Allerdings planen dieses Jahr insgesamt mehr Menschen Käufe: Waren es vergangenes Jahr 70 %, gaben dieses Mal 83 % der Befragten an, aktiv auf Schnäppchenjagd zu sein. Weitere Erkenntnis aus der Studie: Jeder vierte Mann (25 %) plant höhere Ausgaben als im Vorjahr, während dieser Anteil unter den Frauen bei 18 % liegt.
Der JPMorgan Global Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF ist mit 8 Mrd. $ verwaltetem Vermögen einer der größten aktiven ETFs in Europa – und er ist die Chance, kostengünstig aktiv zu investieren.
Das Ziel des ETF ist dabei, durch kleine Über- und Untergewichtungen einzelner Aktien einen höheren Ertrag für die Anlegerinnen und Anleger zu erwirtschaften als der MSCI World Index. Aussichtsreichen Aktien wird vom Fondsmanagement mehr Gewicht zugestanden, weniger aussichtsreiche Titel bekommen weniger Einfluss. Die Gesamtkostenquote (TER) beläuft sich trotz des aktiven Managements nur auf 0,25 %. Und: Seit der Auflegung des Fonds im Oktober 2018 spricht der bisherige Erfolg für die verfolgte Strategie.
Indien läuft China den Rang ab. Mit knapp 1,5 Milliarden Menschen hat das Land mittlerweile die größte Bevölkerung der Welt. Die Wirtschaft wächst ebenfalls kräftiger als die chinesische: Im vergangenen Jahr stieg das indische Bruttoinlandsprodukt um 7,6 %, ein Jahr zuvor 7,0 % und 2021 sogar 9,7 %. Die US-Großbank Morgan Stanley geht davon aus, dass Indien bis zum Jahre 2031 sogar die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt sein dürfte – vor Japan und Deutschland.
Das reale Wirtschaftswachstum übersetzt sich auch in steigende Börsenkurse: In den vergangenen fünf Jahren konnte der Aktienindex MSCI India um mehr als drei Viertel an Wert zulegen. Der Kurs des MSCI China hingegen liegt auf Fünfjahressicht sogar im Minus.
Wer sich einen ETF auf den MSCI Emerging Markets ins Portfolio holt, investiert bereits in Indien. Indische Titel machten Ende Oktober fast ein Fünftel des Schwellenländerindex aus. Nur China (28 %) und Taiwan (20 %) waren noch stärker vertreten.
Sollten jedoch hohe Dividendenerträge wichtiger sein als Kurssteigerungen, könnte man auch einen ETF auf den MSCI Brazil in Erwägung ziehen. Der brasilianische Aktienindex wird von Banken wie Itaú Unibanco, Energieunternehmen wie Petrobras und Bergbauunternehmen wie Vale dominiert, die in der Regel hohe Gewinnausschüttungen bieten. Der iShares MSCI Brazil (Dist) beispielsweise weist derzeit eine Dividendenrendite von rund 6,7 % auf.
Wie sich das kommende Jahr an den Börsen entwickeln könnte, analysiert Robert Halver, Chefanalyst der Baader Bank. Seinen Ausblick stellt „Das Investment“.
Quellen: Scalable and dpa-AFX