Gold wird gern als sicherer Hafen angesehen. Das Edelmetall wird bereits seit Jahrtausenden verwendet und hat sich in unruhigen Zeiten als krisensichere Anlage bewährt. Anhänger von Kryptowährungen sehen im Bitcoin eine moderne Alternative zu Gold: Mit dem „digitalen Gold“ wollen sie sich vor den Unsicherheiten der Weltpolitik schützen. Schließlich sorgen Kriege, Terror oder auch eine starke Inflation für Risiken und hohe Volatilität in jedem Depot. Selbst Larry Fink, Chef des weltweit größten Asset Managers BlackRock, einer der wichtigsten Meinungsführer an der Wall Street, billigt Bitcoin inzwischen die Funktion als Stabilitätsanker zu. Unter anderem deshalb, weil die Kryptowährung nur eine geringe Korrelation zu Aktien aufweise. Können sich Anlegerinnen und Anleger mit Bitcoin aber tatsächlich gegen geopolitische Risiken absichern?
Um geopolitische Risiken definieren und einordnen zu können, gibt es verschiedene Indikatoren. So lässt sich beispielsweise die Häufigkeit der Berichterstattung zu Themen wie Kriegsdrohungen oder Terrorakten in den Medien messen. Der Geopolitical Risk Index (GPR) von Dario Caldara und Matteo Iacoviello verbindet diese Indikatoren, um Krisen mess- und vergleichbar zu machen. Bei bedrohlichen Ereignissen schnellt der Index hoch. Das ist relevant, weil ein höheres geopolitisches Risiko einen Rückgang der Investitionen, der Aktienkurse und der Beschäftigung ankündigt. Ausschläge des GPR sind deshalb auch mit größeren Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft verbunden.
Das Team von Bitwise hat bei der Analyse nur statistisch signifikante geopolitische Risikoereignisse betrachtet, die zwischen Juli 2010 und heute aufgetreten sind. In einem zweiten Schritt wurden die 20 weltweit wichtigsten Risikoereignisse auf der Grundlage des Gesamtniveaus des GPR-Index ausgewählt. Die Entwicklung des Index wurde dann mit der Performance des Bitcoin bis zu 50 Tage nach dem Ereignis verglichen. Das Ergebnis ist recht eindeutig: Im Durchschnitt hat der Bitcoin nach diesen großen geopolitischen Risikoereignissen deutlich zugelegt. Selbst wenn man die durchschnittliche Performance des Bitcoin über ein zufälliges Zeitfenster von 100 Tagen herausnimmt, kommt die Kryptowährung auf eine überdurchschnittliche Rendite.
Diese Ergebnisse bestätigen frühere Untersuchungen von Almeida et al. (2024), die ebenso festgestellt haben, dass Krypto-Assets als Absicherung gegen geopolitische Risiken dienen können. Übrigens gehen solche politischen Krisen häufig mit einer hohen Inflation einher. Die sogenannten Fiat-Währungen wie Euro oder US-Dollar werten dann ab und die Menschen können für ihr Geld weniger kaufen. Die jährlichen Inflationsraten seit Beginn der Corona-Pandemie haben das eindrucksvoll vor Augen geführt.
Der Bitcoin wurde seinem neuen Image als „digitales Gold“ in den betrachteten Perioden gerecht. Ein entscheidender Faktor dafür ist sicherlich, dass die Bitcoin-Menge begrenzt ist. Diese Knappheit des Bitcoins dürfte wesentlich zu seiner Attraktivität als Krisenwährung beitragen. Das jüngst erfolgte und alle vier Jahre auftretende Bitcoin-Halving trägt zusätzlich zur Verknappung bei. Dabei wird jedes Mal die Belohnung, die Miner für das Verifizieren von Transaktionen erhalten, halbiert. Hinzu kommt, dass Bitcoin weltweit stark gehandelt und akzeptiert wird. Die Kryptowährung ist sehr liquide, auch in angespannten Zeiten, und lässt sich damit leicht in andere Assets tauschen. Damit wird eine weitere wichtige Voraussetzung für eine funktionierende Krisenwährung erfüllt.
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