Die Dividendenstrategie meistern

18. Oktober 2024  |  Lisa Osada
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So passt du deine Dividendenstrategie individuell an: Lerne die wichtigsten Schritte zur Auswahl von Dividendenaktien, Diversifikation und die Vermeidung typischer Fehler.

Im ersten Artikel dieser Reihe haben wir uns mit den Argumenten für und gegen eine Dividendenstrategie beschäftigt. Dabei habe ich auch meine persönliche Sichtweise und die Argumente beschrieben, warum ich überwiegend genau diese Strategie verfolge. Der heutige Artikel soll nun beleuchten, mit welchen gezielten Maßnahmen man diese Strategie an seine individuellen Bedürfnisse anpassen kann und natürlich auch, welche Kennzahlen mir persönlich bei der Aktienauswahl helfen.

Bevor ich auf die Details eingehe, möchte ich noch etwas grundsätzlicher auf die Dividendenstrategie zurückkommen. Wie ich bereits im ersten Teil erörtert habe, ist sie eine der beliebtesten Strategien bei Anlegern. Richtig umgesetzt, verspricht sie regelmäßige Erträge und langfristigen Vermögenszuwachs. Doch wie bei jeder Anlagestrategie, gibt es auch hier einige Fallstricke zu beachten. Im Folgenden werde ich Schritt für Schritt die Umsetzung einer Dividendenstrategie und die Vermeidung häufiger Fehler im Detail betrachten.

Schritt 1: Ziele festlegen - Was möchte ich mit meiner Dividendenstrategie erreichen?

Für die langfristigen Ziele mit einer Dividendenstrategie gilt es sich folgende Frage zu stellen: Ist dir eher ein regelmäßiges Einkommen oder der Vermögensaufbau wichtig?

Steht der regelmäßige Cashflow im Vordergrund, kann es sinnvoll sein, auf Unternehmen mit einer stabilen und attraktiven Dividendenrendite zu setzen. Für den Vermögensaufbau hingegen kommen eher Unternehmen mit einem soliden Dividendenwachstum in Frage, die ihre Ausschüttungen über die Jahre kontinuierlich steigern.

Wichtig: Viele Anleger konzentrieren sich ausschließlich auf die Höhe der Dividendenrendite, ohne die langfristigen Wachstumsaussichten des Unternehmens zu berücksichtigen.

Schritt 2: Dividendenrendite prüfen - Wie hoch ist die Rendite?

Die Dividendenrendite ist eine der zentralen Kennzahlen bei der Auswahl von Dividendenaktien. Sie zeigt das Verhältnis der Dividende zum aktuellen Aktienkurs und gibt an, wie viel Ertrag pro investiertem Euro zu erwarten ist. Allerdings sollte diese Kennzahl nicht isoliert betrachtet werden.

Wichtig: Eine ungewöhnlich hohe Dividendenrendite (z.B. über zehn Prozent ) kann ein Warnsignal sein. Sehr hohe Dividendenrenditen sind häufig auf einen starken Kursrückgang zurückzuführen - möglicherweise aufgrund von Problemen im Geschäftsmodell oder einer schwachen Gewinnentwicklung. Es lohnt sich daher, die Gründe für eine hohe Dividendenrendite genauer zu untersuchen.

Schritt 3: Analyse der Ausschüttungsquote - Kann sich das Unternehmen die Dividende leisten?

Die Ausschüttungsquote, auch Payout Ratio genannt, gibt an, wie viel Prozent des Unternehmensgewinns oder des Free Cash Flows für die Dividendenausschüttung verwendet werden. Eine hohe Ausschüttungsquote (über 75 Prozent) bedeutet, dass das Unternehmen einen großen Teil seines Gewinns ausschüttet - und damit weniger Mittel für Investitionen in das Unternehmenswachstum zur Verfügung stehen. Eine gesunde Ausschüttungsquote liegt zwischen 25 und 75 Prozent. Liegt sie höher, kann es sein, dass das Unternehmen Schwierigkeiten hat, die Dividende langfristig zu zahlen.

Wichtig: Unternehmen, die mehr als 75 Prozent des Gewinns ausschütten, haben in Krisenzeiten oft Schwierigkeiten, die Dividendenhöhe kontinuierlich aufrechtzuerhalten. Die Dividende sollte nicht aus der Substanz des Unternehmens fließen, sondern aus den tatsächlichen Gewinnen und Cashflows. Ein Blick in die Bilanz und die Kapitalflussrechnung (Cashflow Statement) schadet hier nicht.

Schritt 4: Kontinuität und Historie - Wie verlässlich ist das Unternehmen?

Eine langjährige Dividendenhistorie ist ein Zeichen dafür, dass ein Unternehmen auch in Phasen mit einem schwierigen makroökonomischen Umfeld stabil wirtschaftet . Es lohnt sich, nach Unternehmen Ausschau zu halten, die ihre Dividende über viele Jahre hinweg zuverlässig gezahlt und zumindest nicht gekürzt haben.

Wichtig: Auf die Dividendenhistorie schauen! Ein Unternehmen, das seine Dividende regelmäßig kürzt oder gar streicht, sollte deshalb genau unter die Lupe genommen werden. Unternehmen mit einer langen und stabilen Dividendenhistorie sind oft stärker aufgestellt.

Schritt 5: Dividendenwachstum beachten - Steigt die Dividende regelmäßig?

Dividendenwachstum ist der Schlüssel zu einem langfristig erfolgreichen Dividendenportfolio. Unternehmen, die ihre Dividende nicht nur kontinuierlich ausschütten, sondern jedes Jahr um fünf bis zehn Prozent oder mehr erhöhen, bieten die Aussicht auf steigende Renditen - auch wenn die aktuelle Dividendenrendite zunächst sehr niedrig erscheint. Über einen längeren Zeitraum kann das Dividendenwachstum einen erheblichen Einfluss auf die Gesamtrendite haben. Zudem handelt es sich bei Dividendenwachstumstiteln häufig um Unternehmen, deren Geschäft noch solide wächst und deren Aktienkurs dementsprechend weiter steigen kann.

Wichtig: Manchmal verleitet ein hohes aktuelles Dividendenwachstum dazu, ohne weitere Prüfung zu investieren. Doch nicht alle Unternehmen können ihr Dividendenwachstum aufrechterhalten. Daher ist zu analysieren, ob sich das Dividendenwachstum auf solide Unternehmensgewinne und stabile Cashflows stützt. Dabei sollte die Ausschüttungsquote in einem Rahmen bleiben.

Schritt 6: Diversifikation im Dividendenportfolio - Nicht alles auf eine Karte setzen

Auch bei einer Dividendenstrategie ist es wichtig, breit gestreut zu investieren. Verschiedene Branchen und Regionen bieten unterschiedliche Renditechancen und Risiken. Ein gut diversifiziertes Dividendenportfolio schützt vor negativen Entwicklungen in einer bestimmten Branche.

Wichtig: Viele Anleger konzentrieren sich zu stark auf einzelne Branchen, die für hohe Dividenden bekannt sind, wie zum Beispiel Tabak, Energie oder Versorger. Diese Branchen können jedoch in Krisensituationen leicht in Mitleidenschaft gezogen werden, was zu Dividendenausfällen führen kann. Streue deine Anlagen, um das Risiko zu minimieren.

Es geht einfacher mit Dividenden-ETFs

Inzwischen gibt es verschiedene Möglichkeiten, auch über ETFs gezielt in Dividendenaktien zu investieren. Über ETF-Suchmaschinen wie justETF findet man mit Hilfe des ETF-Filters mit wenigen Klicks eine Vielzahl von Dividenden-ETFs unterschiedlichster Ausrichtung. Insbesondere um den Punkt der Diversifikation muss man sich bei einem globalen ETF weniger Gedanken machen.

Zwei meiner persönlichen Favoriten sind auch im Scalable Capital Broker sparplanfähig. Das ist zum einen der Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF Distributing (IE00B8GKDB10), der Zugang zu allen großen und mittelgroßen Unternehmen weltweit mit einem hohen Dividendenertrag bietet. Ein weiterer interessanter ETF, der sich speziell auf das Thema Dividendenqualität konzentriert, ist der Fidelity Global Quality Income ETF (IE00BYXVGZ48). Hier steht nicht eine möglichst hohe Dividendenrendite im Vordergrund, sondern die enthaltenen Unternehmen werden auch nach qualitätsorientierten Kennzahlen gerankt. Das erklärt, warum in den Top Ten des ETFs auch Unternehmen wie Apple und Microsoft zu finden sind.

Wie immer kommt es natürlich auf die persönlichen Präferenzen an und die Auswahl eines bestimmten Indexfonds muss individuell getroffen werden. Auch bei Dividenden-ETFs gibt es einige Faktoren zu beachten, denn nicht jeder ist automatisch ein gutes Anlageprodukt.

Fazit: Dividendenstrategie erfordert Disziplin und Weitblick

Eine erfolgreiche Dividendenstrategie geht meiner Meinung nach vor allem mit einem langfristigen Ansatz einher. Sie bietet die Möglichkeiten, entweder ein regelmäßiges Einkommen zu erzielen oder langfristig ein Vermögen aufzubauen. Doch es gibt einige Fallstricke zu beachten. Die Auswahl der richtigen Dividendenaktien erfordert mehr als nur einen Blick auf die Dividendenrendite. Auch Kennzahlen wie Ausschüttungsquote, Dividendenhistorie und Dividendenwachstum müssen berücksichtigt werden, um langfristig erfolgreich zu investieren. Mit einem klaren Ziel, einer gründlichen Analyse und einer breiten Streuung kann man seine Dividendenstrategie auf ein solides Fundament stellen und Fallstricke vermeiden. Zudem ist es wichtig, die allgemeine Marktentwicklung und das wirtschaftliche Umfeld zu beobachten. Ein Unternehmen, das heute stabile Dividenden zahlt, kann morgen durch unerwartete Ereignisse, aber auch durch langfristig gegenläufige Trends in Schwierigkeiten geraten. Wer zu stark an einer Dividendenstrategie festhält und nicht flexibel bleibt, läuft außerdem Gefahr, nicht rechtzeitig auf negative Entwicklungen reagieren zu können.

Risikohinweis – Die Kapitalanlage ist mit Risiken verbunden und kann zum Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen. Wir erbringen keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Sollte diese Website Informationen über den Kapitalmarkt, Finanzinstrumente und/oder sonstige für die Kapitalanlage relevante Themen enthalten, so dienen diese Informationen ausschließlich der allgemeinen Erläuterung der von Unternehmen unserer Unternehmensgruppe erbrachten Wertpapierdienstleistungen. Bitte lesen Sie auch unsere Risikohinweise und Nutzungsbedingungen.

 

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Lisa Osada
Gründerin Aktiengram
Lisa Osada ist Finanzbloggerin, Fachinformatikerin und SPIEGEL-Bestseller Autorin. 2020 gründete sie ihren erfolgreichen Finanzblog „Aktiengram“ und den gleichnamigen Instagram Kanal, mit dem sie zehntausende Menschen motiviert, ihre finanziellen Ziele eigenverantwortlich zu erreichen. Sie investiert seit fast 15 Jahren in Aktien und ist mittlerweile auch beruflich im Finanzbereich für das Hamburger Fintech Parqet im Bereich des Portfolio Tracking tätig.