Neue Regierung sollte ETF-Sparer entlasten

1. September 2021  |  Erik Podzuweit
Asset Blog Bundestagswahl 1600
Die gesetzliche Rente auf Basis des Umlageverfahrens ist altersschwach. Der demografische Wandel ist ihr größtes Gebrechen. Eine ergänzende private Altersvorsorge mit ETF-Sparplänen ist insbesondere in der Niedrigzinsphase unabdingbar. Die Politik sollte Kleinanlegerinnen und Kleinanleger jetzt entlasten und einfache Konzepte entwickeln.

Alle Jahre wieder kommen zur Bundestagswahl politischen Parteien mit Versprechen und Geschenken. Nur für Sparerinnen und Sparer hatten die Regierungsparteien im Nachhinein nichts dabei. Seit 2009 verharrt der Sparerpauschbetrag bei mickrigen 801 Euro. Er lag 1999 noch bei stolzen 6.000 DM (3.068 Euro). Eine jährliche Anpassung an die Inflation wäre das Mindeste, um das Sparen in ETFs attraktiv zu halten. Stattdessen wird durch manche politische Vertreter eine Einkommensteuer auf Kapitalerträge diskutiert, die die Abgeltungssteuer ersetzen soll. Das ist reine Symbolpolitik im falschen Sankt-Martins-Mantel, denn das Resultat bedeutet höhere Steuern für Durchschnittsverdienerinnen und Durchschnittsverdiener bei Zinsen, Dividenden und Kursgewinnen. Auf diese sind Menschen bei der privaten Altersvorsorge angewiesen.

ETF-Depot ist das neue Sparbuch

Jede Generation hat ihr Spar-Produkt. Einst war es das Sparbuch, dann die Lebensversicherung und der Bausparvertrag. Zinsen gibt es dort kaum noch. Modernes Sparen geht über das Power-Duo ETF-Sparpläne und Neo-Broker, die im Umfeld von Strafzinsen, hohen Kontogebühren und Abschlussprovisionen alternativlos sind. ETFs sind die Bausteine für den Aufbau eines breiten Portfolios, ohne Fondsmanagerinnen und Fondsmangern den Porsche Boxster zu bezahlen. Sie sind für Privatanlegende die beste Erfindung der vergangenen 30 Jahre, da sie die Geldanlage demokratisiert haben. Sie ermöglichen es jedem und jeder, über Sparpläne schon mit niedrigen Beträgen in die ganze Weltwirtschaft zu investieren. Ein Portfolio kostet keine 0,2 Prozent Gebühren im Jahr. Das hat es so noch nie gegeben.

Neo-Broker, wie Scalable Capital, leisten ihren Beitrag bei der ETF-Revolution: Sie bieten einfachen Zugang zu den Märkten. Alle technischen, Produkt- und Kosten-Hürden sind gefallen. Gerade junge Menschen kommen durch Neo-Broker leicht mit Finanzthemen in Berührung. Die Apps holen sie am Smartphone ab. Das ist wichtig, denn adäquate private Altersvorsorge ohne Aktien-ETFs ist nicht mehr möglich. Wer früh mit Sparplänen beginnt, hat es später einfacher.

Stichwort: Einfachheit. Riester- oder Rürup-Rente sind komplizierte Produkte, die hohe Abschlussprovisionen beinhalten und konzeptionell Rendite-Fresser sind. Kaum eine Woche vergeht, in der sie nicht als Murks in der Presse bezeichnet werden. Die Kapitalanlage über ETFs ist zugänglicher, flexibler und eigenverantwortlicher. ETF-Sparen muss daher steuerlich fairer und attraktiver werden. Die kommende Regierung ist gefragt, neue Konzepte für ETF-Sparpläne zu entwickeln. Das derzeitige Alterseinkünftegesetz wurde 2004 unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) beschlossen – so lange ist es her.

Moderne Reformen statt Steuererhöhungen

2021 stehen wir vor einer neuen Realität. Die Zahl der Aktionäre und Aktionärinnen war laut dem Deutschen Aktieninstitut Ende 2020 in Deutschland auf dem höchsten Stand seit fast 20 Jahren. Etwa 12,5 Millionen Menschen besitzen Einzelwerte, Aktienfonds, Aktien- oder ETF-Sparpläne. Täglich kommen weitere hinzu. Auch immer mehr Politiker widmen sich dem Thema private Vorsorge mit Wertpapieren. In einigen Wahlprogrammen stecken teils gute Ansätze – andere Ideen wirken fast surreal. Wir bei Scalable Capital erwarten von der neuen Regierung, dass das Thema mehr Bedeutung erhält und das Sparen an den Kapitalmärkten als Chance für die Bürgerinnen und Bürger verstanden wird.

Andere Länder machen vor, wie es geht. In Großbritannien können Sparerinnen und Sparer in sogenannte steuerfreie Individual Savings Accounts (ISAs) jährlich bis zu 20.000 britische Pfund einzahlen. Ein steuerfreies Spar-Portfolio zur Altersvorsorge wäre auch hierzulande eine sinnvolle Maßnahme. Ansonsten könnte der Sparerpauschbetrag erhöht werden, jährlich an die allgemeine Teuerung angepasst und bei Nichtbeanspruchung ins folgende Jahr mitgenommen werden. Dies würde gerade Kleinsparerinnen und Kleinsparer entlasten und die private Altersvorsorge mit ETFs noch attraktiver machen. Millionären bringt der höhere Sparerpauschbetrag hingegen kaum etwas. Dieser Ansatz wäre eine praktikable Lösung für die Normalbürger, die fern der Gerechtigkeitsdebatten um höhere Steuersätze oder die Vermögenssteuer wäre. Wer Vermögen aufbauen möchte, hat aktuell keine andere Wahl.

Risikohinweis – Die Kapitalanlage ist mit Risiken verbunden und kann zum Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen. Wir erbringen keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Sollte diese Website Informationen über den Kapitalmarkt, Finanzinstrumente und/oder sonstige für die Kapitalanlage relevante Themen enthalten, so dienen diese Informationen ausschließlich der allgemeinen Erläuterung der von Unternehmen unserer Unternehmensgruppe erbrachten Wertpapierdienstleistungen. Bitte lesen Sie auch unsere Risikohinweise und Nutzungsbedingungen.

 

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Erik Podzuweit Circle Turquoise
Erik Podzuweit
GRÜNDER, GESCHÄFTSFÜHRER
Erik hat langjährige Erfahrung im Finanzbereich und im Aufbau digitaler Geschäftsmodelle. Er war zuletzt als Co-CEO für das Deutschlandgeschäft von Westwing Home & Living verantwortlich. Zuvor arbeitete Erik 7 Jahre als Executive Director bei Goldman Sachs in London und Frankfurt. Dort betreute er Finanzinstitute im Bereich Kapitalanlagen und war für eine elektronische Handelsplattform zuständig. Erik studierte Betriebs- und Volkswirtschaftslehre in Kiel und Warwick und lehrte als Tutor im Bereich Statistik und Ökonometrie.