Edition #200 | KW 43
L'Oréal | Märkte und Makro | Christian W. Röhl | Tesla | Chart der Woche | ETFs im Fokus
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Der französische Kosmetikkonzern L'Oréal setzt auf künstliche Intelligenz (KI).
Unter anderem sollen ein persönlicher Beauty-Assistent und ein Beauty Content Lab beim Styling helfen. Indes gerät der Konzern mitunter wegen sinkender Umsätze im eigentlichen Wachstumsmarkt Asien etwas unter Druck. Es war der fünfte Rückgang in der Region in Folge. Im dritten Quartal legte der Konzernumsatz zwar um 3,4 % auf 10,3 Mrd. € im Vergleich zum Vorjahresviertel zu, aber Analystinnen und Analysten hatten im Schnitt mit einem Plus von 6 % gerechnet.
L'Oréal rechnet für das Gesamtjahr 2024 weiter mit steigendem Umsatz und operativem Gewinn. Das könnte darauf hindeuten, dass der Konzern mit seinen starken Marken und der guten Marktstellung höhere Preise durchsetzt und auch mehr Produkte verkauft. L'Oréal will für das kommende Jahr einen „Beauty-Konjunkturplan“ vorstellen, denn nicht alles ist rosig. „Ein paar Verbraucher haben uns verlassen“, insbesondere die Generation Z in den USA, räumte Konzernchef Nicolas Hieronimus ein. Die L'Oréal-Aktie ist bei vielen Anlegenden als Antizykliker und Dividendenwert beliebt. Momentan ist sie von ihrem Allzeithoch vom Mai dieses Jahres fast 100 € entfernt.
Wir müssen den Lithiumabbau in einem Tempo steigern, das wir bei keiner anderen Form des Bergbaus, bei keinem anderen Metall jemals in der Geschichte gesehen haben.
Ed Conway, britischer Journalist und Sieger des deutschen Wirtschaftsbuchpreises 2024, im Interview mit „Handelsblatt“
Die Konjunktur in den USA tritt auf der Stelle. Zu diesem Ergebnis kommt die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in ihrem sogenannten Beige Book. In diesem Bericht schätzen die zwölf regionalen Notenbanken mithilfe von Kontakten in der Wirtschaft vor Ort ein, wie es um die US-Konjunktur steht. Langfristig seien die Unternehmen demnach zwar optimistisch, seit Anfang September stagniere die Wirtschaftsaktivität jedoch. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet, dass die US-Wirtschaft im Gesamtjahr dennoch um 2,8 % wachsen wird.
Der maue Fed-Konjunkturbericht dürfte die Wahrscheinlichkeit für weitere Leitzinssenkungen erhöhen. Die Märkte rechnen derzeit damit, dass die Fed den Leitzins auf ihrer Sitzung am 7. November um 0,25 Prozentpunkte senkt. Er läge dann in der Spanne von 4,5 bis 4,75 %. In der Regel bedeuten sinkende Leitzinsen, dass die Attraktivität von Anleihen im Vergleich zu Aktien sinkt. Das ist derzeit aber nicht der Fall.
„Wir sehen in den USA eine historisch sehr ungewöhnliche Konstellation“, sagt Christian W. Röhl, Chief Economist bei Scalable Capital. „Während die Notenbank vor einigen Wochen einen Zinssenkungszyklus eingeleitet hat, steigen nun die Renditen von US-Staatsanleihen – bei den zweijährigen Papieren seit der Leitzinssenkung im September um knapp 0,5 Prozentpunkte.“ Gleichzeitig boomt der Aktienmarkt: Der US-Leitindex S&P 500 steuert aktuell auf sein erfolgreichstes Jahr seit der Jahrtausendwende zu, während der fallende Ölpreis eher eine wirtschaftliche Schwäche signalisiert. „Eigentlich hat es den Anschein, als wäre es der Fed gelungen, die Inflation zu zähmen, ohne die Wirtschaft abzuwürgen“, so Röhl. „Angesichts der widersprüchlichen Signale von den Anleihen- und Rohstoffmärkten sollten wir aber immer auf Überraschungen gefasst sein.“
In Deutschland stehen die Zeichen derweil weiter auf Abkühlung – auch beim Preisniveau. Die Erzeugerpreise sanken im September stärker als erwartet um 1,4 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Es war der 15. Rückgang in Folge. Die Erzeugerpreise wirken sich in der Regel zeitversetzt auf die Inflationsrate aus, die in Deutschland laut Statistischem Bundesamt im September bei 1,6 % lag und damit unter dem Inflationsziel von 2 %.
Ist die Party an der Wall Street vorbei? Zumindest wenn es nach einer Studie der US-Investmentbank Goldman Sachs geht. Goldman-Sachs-Chefstratege David Kostin hat für US-Aktien im Durchschnitt der kommenden zehn Jahre nur Renditen von 3 % pro Jahr ausgemacht – wohlgemerkt inklusive Dividenden. Real, also nach Inflation, bliebe da wenig übrig. Droht ein verlorenes Jahrzehnt bei US-Aktien?
So jedenfalls interpretieren einige Medienhäuser die Studie. Doch die erwähnten 3 % sind nur die Mitte eines von -1 % bis +7 % pro Jahr reichenden Erwartungskorridors. Im Klartext sind Chancen auf Rendite mit US-Aktien weiterhin vorhanden. Wer heute breit gestreut 10.000 $ in US-amerikanische Aktien steckt, hat 2034 – so der Ausblick – zwischen 9.040 und 19.670 $ im Depot. Ein bisschen weniger oder fast doppelt so viel.
Klingt schon nicht mehr so schlagzeilenträchtig – dafür realistisch. Denn erstens weiß niemand, wo die Börsen in zehn Jahren stehen werden. Und zweitens sollte man sich hüten, die Renditen der Vergangenheit auf die Zukunft zu projizieren. Seit Herbst 2014 haben US-Aktien gemessen am S&P-500-Index 250 % oder 13,4 % pro Jahr zugelegt – deutlich mehr als die 10,6 %, die Nobelpreisträger Robert Shiller in seiner Datenbank als Renditedurchschnitt der letzten hundert Jahre ausweist.
Hinzu kommt die im historischen Vergleich aktuell durchaus ambitionierte Bewertung von US-Aktien insgesamt, in die die Gewinne einiger Unternehmen erst einmal hineinwachsen müssen. Es ist also möglich, dass die Börse mal eine Zeit lang herunterschaltet oder gar den Rückwärtsgang einlegt. Das war selten anders. Wer mit einem Sparplan langfristig Aktienvermögen aufbaut, fährt durch den Durchschnittskosteneffekt am besten, wenn die Kurse nicht wie am Schnürchen steigen. Und wer das Portfolio auf geringere Renditen für US-Aktien vorbereiten will, kann mit ETFs gezielt andere Märkte und Segmente beimischen, um sich breiter aufzustellen – beispielsweise mit europäischen oder asiatischen Dividendentiteln oder globalen Nebenwerten. Und falls die Wall Street weiter prozentual zweistellig zulegt, wird sich ohnehin niemand beklagen.
Quelle: Ernst & Young „Die Zukunft der deutschen Wirtschaft 2024“
Führungsebene für Rentenreform?
Ist die Rente sicher? Reicht das Geld für den Ruhestand? Ein Dauerbrennerthema – mindestens seit Norbert Blüms legendärem Versprechen von 1986, laut dem man sich keine Sorgen über die gesetzliche Rente machen müsse. Doch die Realität sieht mittlerweile anders aus: Die Erwerbstätigen in Deutschland müssen immer mehr älteren Menschen die Rente finanzieren. Resultat: leidenschaftlich geführte Diskussionen in Bundestag, Medien und Vereinen, ob das System nicht zu reformieren wäre.
Eine Antwort könnte die kürzlich erschienene Studie „Die Zukunft der deutschen Wirtschaft 2024“ von Ernst & Young liefern. Die geht der generellen Frage nach, wie es um den Wirtschaftsstandort Deutschland steht. Befragt wurde dazu das C-Level, die Director-Ebene und der Bereich der Teamleitungen von großen mittelständischen Unternehmen bis hin zu Konzernen.
Im Themenfeld demographischer Wandel wurde den Teilnehmenden unter anderem die Frage gestellt, ob sie folgender Aussage zustimmen: „Das Rentensystem sollte um eine kapitalmarktorientierte Komponente erweitert werden.“ Drei Viertel der Befragten gaben an, „sehr stark“ oder „eher“ zuzustimmen.
Die Hälfte der Befragten befürwortet eine Erweiterung des Rentensystems um eine kapitalmarktorientierte Komponente, was auf den Wunsch nach mehr finanzieller Flexibilität und Sicherheit im Alter hindeutet. Das sogenannte Generationenkapital ist eine neue zusätzliche Komponente der Bundesregierung zur Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung. Zusätzlich drängt die FDP darauf, die Riesterrente zu reformieren und ein staatlich gefördertes privates Altersvorsorgedepot einzuführen.
Überraschung in Texas: Die Tesla-Aktie hat am Donnerstag nachbörslich einen großen Schub erhalten. Der US-Elektroautohersteller konnte unter anderem dank gesunkener Materialkosten mit 19,8 % eine höhere Gewinnmarge erwirtschaften als die von der Wall Street erwarteten 17,3 %.
Weiterhin stieg der Nettogewinn im Jahresvergleich um 17 % auf rund 2,2 Mrd. $. Der bereinigte Gewinn pro Aktie betrug 0,72 $ – Analysten hatten lediglich mit 0,58 $ gerechnet. Dennoch gab es nicht nur positive Nachrichten, denn Tesla verfehlte die Umsatzprognose. Die Erlöse stiegen im Jahresvergleich um 8 % auf knapp 25,2 Mrd. $, rund 200 Mio. $ weniger als erwartet.
Überhaupt scheint der E-Auto-Konzern Gegenwind zu bekommen. Denn kürzlich wurde durch eine von der Management- und Technologieberatung Bearing Point erhobene Studie bekannt, dass Tesla nicht mehr der alleinige Champion des Online-Autoverkaufs ist. Demnach haben NIO und Mercedes-Benz das US-amerikanische Unternehmen mittlerweile überholt, das in den vergangenen Jahren stets den Spitzenplatz innehatte. Und die Absatzzahlen werden für Tesla zur großen Herausforderung. Im vergangenen Quartal lieferte das Unternehmen mit 463.000 Fahrzeugen immerhin 6 % mehr als im vorangegangenen Quartal aus.
Auch andere Unternehmen leiden unter der schwachen Nachfrage nach E-Autos: Etwa der deutsche Autovermieter Sixt, der große Investitionen in E-Autoflotte, Marketingkampagnen und Ladeinfrastruktur getätigt hat und nun geringe Resonanz bei der Kundschaft erfährt. Auch das Geschäft mit dem Wiederverkauf der E-Fahrzeuge lief für Sixt schlecht.
Was also lässt Musk hoffen, dass das Umsatzwachstum bald wieder Fahrt aufnehmen könnte? Anfang kommenden Jahres soll ein günstiges Einsteigermodell mit dem Projektnamen „Redwood“ in die Produktion gehen. Das soll es dann mit der derzeit erschwinglicheren Konkurrenz aus China von BYD, Geely und NIO aufnehmen.
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Wer ein passives Einkommen erzielen möchte, muss keine Immobilie kaufen und vermieten. Auch über Zins- und Dividendenerträge lässt sich ein stetiger Cashflow generieren. Der Global X SuperDividend UCITS ETF schüttet die Gewinnbeteiligung nicht jährlich oder quartalsweise aus, sondern monatlich. Der physisch replizierende ETF bildet den Solactive Global SuperDividend v2 Index ab und setzt somit auf einen breiten Korb von etwa 100 Unternehmen aus aller Welt.
Die Aktien müssen eine Dividendenrendite von mindestens 6 % und weniger als 20 % aufweisen, um in den Index aufgenommen zu werden. Fällt ihre Dividendenrendite unter 3 %, werden sie aus dem Index entfernt. Gerade in einem Umfeld von sinkenden Zinsen werden Dividendenerträge zum Erwirtschaften von passivem Einkommen immer wichtiger.
Im Vergleich zu Deutschland ist die Schweizer Volkswirtschaft klein. Im vergangenen Jahr kam sie auf ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 885 Mrd. $ – gerade einmal ein Fünftel von Deutschlands 4.456 Mrd. $. An der Börse hat die Schweiz jedoch die Nase vorn: Ende September entfielen rund 2,5 % des Industrieländerindex MSCI World auf Unternehmen aus der Schweiz. Deutschlands Anteil lag mit 2,3 % darunter.
Warum ist das so? Ein Grund sind die drei Schwergewichte im Schweizer Leitindex SMI: Nestlé, Novartis und Roche. Sowohl Nestlé als größter Nahrungsmittelhersteller der Welt als auch das Pharmaunternehmen Roche weisen einen Börsenwert von deutlich über 200 Mrd. € aus – Novartis liegt nur ganz knapp unter dieser Schwelle. Im deutschen Leitindex DAX existiert mit dem Softwarekonzern SAP lediglich ein Unternehmen in dieser Größenordnung. Die Nummer zwei im DAX, Mischkonzern Siemens, kommt mit derzeit 137 Mrd. € Unternehmenswert nicht annähernd an diese Marke heran.
Außerdem wagen die Schweizer Unternehmen häufiger den Sprung an die Börse. 2023 waren rund 250 Unternehmen an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange gelistet. Im um ein Vielfaches größeren Deutschland waren es zum gleichen Zeitpunkt mit 427 nicht einmal doppelt so viele Unternehmen. Wer der geografisch kleinen Schweiz in seinem Portfolio größere Bedeutung beimessen möchte, kann das mit folgenden ETFs erreichen:
Quellen: Scalable and dpa-AFX