Edition #233 | 13.06.2025
Meistgehandelt | Märkte und Makro | Christian W. Röhl | Podcast | Nintendo | ETFs im Fokus
Jensen Huang glaubt an China. Der NVIDIA-Chef geht davon aus, dass Huawei den Hunger der Volksrepublik auf KI-Chips notfalls im Alleingang stillen könnte. Der Versuch der USA, China vom Welthandel abzuschneiden, sei also langfristig zum Scheitern verurteilt. Vielleicht will Donald Trump seinen Deal mit Xi Jinping auch deshalb nun so schnell wie möglich in trockene Tücher bringen. Wir schauen uns mit Oracle und Micron Technology zwei KI-Gewinner näher an, die im Windschatten von NVIDIA segeln. Unser Chief Economist Christian W. Röhl durchleuchtet derweil den Index MSCI World Momentum und beantwortet in unserem Podcast Ihre Fragen. Außerdem geht es um dividendenstarke ETFs und Ihren Lieblingsklempner Mario, der Nintendos Jahreszahlen wieder in Ordnung bringen könnte.
Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf das Verhältnis von Käufen und Verkäufen der 100 meistgehandelten Aktien im Scalable Broker zwischen dem 06.06.2025 und 12.06.2025.
Was nutzt ein schneller KI-Chip, wenn er von einem langsamen Arbeitsspeichermodul ausgebremst wird? Um sicherzustellen, dass in KI-Rechenzentren kein Quäntchen Leistungsfähigkeit verloren geht, zertifiziert NVIDIA Komponenten, die der Power seiner Chips gewachsen sind. Für den neuen Arbeitsspeicherstandard SOCOMM hat der US-Chipdesigner bislang nur einem Unternehmen so ein Zertifikat erteilt: Micron Technology.
Damit hat sich Micron vor die südkoreanischen Marktführer Samsung und SK HYNIX geschoben, deren Prototypen aktuell noch nicht von NVIDIA abgesegnet wurden. Darüber hinaus ist Micron auch bei den sogenannten HBM4-Modulen auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern. Vor wenigen Tagen gab man bekannt, die ersten dieser extrem schnellen Speichermodule an NVIDIA ausgeliefert zu haben. Sie sollen ab kommendem Jahr eine maßgebliche Rolle dabei spielen, die aktuellen Blackwell-Chips von NVIDIA noch schneller zu machen.
Ein weiterer KI-Gewinner dieser Woche ist Oracle. Der US-Softwarekonzern legte am Mittwochabend die Zahlen für sein Ende März abgeschlossenes Geschäftsquartal vor und übertraf dabei die Markterwartungen deutlich. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11 % auf 15,9 Mrd. $, der operative Gewinn kletterte um 9 % auf 5,1 Mrd. $. Besonders stark war das Wachstum in Oracles Cloud-Sparten, die maßgeblich vom aktuellen KI-Boom profitieren. In diesem Bereich legte der Umsatz um rund 24 % zu. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Oracle sogar, dass die Wachstumsrate auf 40 % steigt.
Unser Abkommen mit China ist beschlossene Sache, vorbehaltlich der endgültigen Genehmigung durch Präsident Xi und mich.
US-Präsident Donald Trump auf seiner Plattform Truth Social über die Zollverhandlungen mit der Volksrepublik China
Hat sich der Zollstreit zwischen den USA und China wirklich in Luft aufgelöst? Zumindest US-Präsident Donald Trump betrachtet die Sache als so gut wie erledigt und hat bereits verkündet, dass die zusätzlichen US-Einfuhrzölle auf chinesische Güter von 145 % auf 55 % gesenkt werden. In Peking hingegen spricht man lediglich von Verhandlungsfortschritten. Um die Gespräche zwischen den USA und der EU ist es derweil still geworden, obwohl die Uhr tickt: Die im April verhängten Zölle in Höhe von 50 % auf EU-Importe hat Trump nur bis zum 9. Juli aufgeschoben.
Auch in den USA selbst gibt es Fortschritte zu vermelden: Die US-Inflationsrate lag im Mai bei 2,4 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das ist zwar etwas mehr als im April, lag aber unter den Markterwartungen. Ein Grund dafür: Die in den vergangenen Monaten massiv gestiegenen Eierpreise in den USA sind wieder deutlich zurückgekommen und dämpfen nun die allgemeine Teuerung.
Diese überraschend niedrige Inflationsrate erhöht den Druck auf Jerome Powell. Der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hatte Trumps Forderung nach niedrigeren Leitzinsen zuletzt immer wieder zurückgewiesen. Nachdem die Inflation auch im Zoll-Chaos-Monat Mai nicht nennenswert anzog, könnten ihm langsam die Gründe dafür ausgehen. Kommenden Mittwoch verkündet die Fed ihren nächsten Zinsentscheid. Die Märkte sind jedoch davon überzeugt, dass Powell die Zinsen erneut unverändert lassen wird.
In Deutschland geht die jahrelange Wirtschaftskrise endlich zu Ende. Zumindest dann, wenn es nach mehreren Wirtschaftsinstituten geht, die am Donnerstag ihre Konjunkturaussichten angehoben haben. Sie rechnen für das laufende Jahr mittlerweile mit einem leichten Wirtschaftswachstum. 2026 soll es dann richtig losgehen: Das Münchner ifo-Institut spricht von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,5 % – fast doppelt so viel wie im Frühjahr angenommen. Das Institut für Weltwirtschaft Kiel stellt sogar 1,6 % in Aussicht.
„The trend is your friend“, heißt es an der Börse. Automatisch umsetzen lässt sich dieses Credo mit ETFs auf den MSCI World Momentum. Dieser Index wählt jedes halbe Jahr aus den globalen Industrieländer-Aktien diejenigen aus, die über die vergangenen sechs bzw. zwölf Monate schwankungsbereinigt am besten gelaufen sind – mithin die, die gerade den stärksten Aufwärtstrends zeigen.
Gerade wurde das rund 350 Werte umfassende Aktienbarometer turnusgemäß neu bestückt. In Summe wurden rund 150 Titel ausgewechselt. Dabei sind mit Apple, Meta Platforms und NVIDIA nun auch die letzten drei verbliebenen „Magnificent Seven“-Aktien ausgeschieden. Alphabet, Amazon, Microsoft und Tesla waren schon seit längerem nicht mehr dabei, sodass die Momentum-ETFs zum ersten Mal überhaupt keinen der sieben Tech-Titanen mehr enthalten.
Mit Broadcom und Palantir rangieren zwar weiterhin zwei Protagonisten des KI-Booms unter den zehn größten Positionen. Dennoch ist der Anteil des IT-Sektors durch die Neuzusammensetzung von 25 % auf 15 % gesunken. Stattdessen liegt der Fokus nun auf Finanzwerten, die angeführt vom Neuzugang Visa auf ein Gewicht von fast einem Drittel kommen. Und auch auf der Länderebene hat sich signifikant etwas getan: Auf die USA entfallen nur noch knapp 60 % (nach zuvor 75 %) des Portfolios. Dahinter liegt nun mit einem Anteil von 8 % Deutschland – auch dank Neuzugängen wie Allianz, Rheinmetall und Münchener Rück.
Der MSCI World Momentum reflektiert damit die Verschiebungen, die wir in den letzten Monaten an den Aktienmärkten gesehen haben. Ob die Renaissance Europas einen ähnlich nachhaltigen Trend ausbilden wird, wie die jahrelange Dominanz von „US Big Tech“, bleibt abzuwarten. Langfristig hat sich der Momentum-Faktor jedenfalls bewährt: Seit im Herbst 2014 hierzulande die ersten ETFs auf den Markt gekommen sind, haben diese mit Zuwächsen von über 280 % noch besser abgeschnitten als der MSCI World (200 %). Die nächste Überprüfung findet dann übrigens schon Ende August statt – um die Indizes noch marktnäher zu gestalten, stellt MSCI auf eine vierteljährliche Überprüfung um.
Wie sieht die Situation bei Novo Nordisk aus? Kommt jetzt die Rückkehr langweiliger Value-Titel? Und wieso zahlen deutsche Unternehmen nur einmal im Jahr Dividende und nicht quartalsweise?
In der heutigen Q&A-Folge unseres Podcasts beantwortet Christian W. Röhl mehrere Fragen, die uns von der Community geschickt wurden.
Hier geht es zum Video auf YouTube – außerdem ist die Episode natürlich überall zu hören, wo es Podcasts gibt.
3,5 Millionen: So viele Einheiten der Switch 2 verkaufte Nintendo allein in den ersten vier Tagen seit dem Release am 5. Juni. Für den Konsolen- und Spieleentwickler ist dies ein neuer Rekord. Zum Vergleich: Nach der Veröffentlichung der Vorgänger-Switch vor acht Jahren wurden innerhalb des ersten Monats 2,7 Millionen Exemplare verkauft; bis zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres am 31. März 2025 waren es insgesamt 152 Millionen. Entsprechend zuversichtlich blickt das japanische Unternehmen auf das selbst gesteckte Verkaufsziel von 15 Millionen verkauften Einheiten der Switch 2 bis März 2026.
Anlegerinnen und Anleger könnten sich in diesem Zusammenhang über den veröffentlichten Jahresabschluss von Nintendo wundern, der eine negative Entwicklung zeigt. Der Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahr um über 30 % zurückgegangen, der operative Gewinn sogar um 46 %. Bei Betrachtung des Life Cycles einer Spielekonsole wird aber ersichtlich, dass es sich um eine normale Entwicklung handelt. Mit nun acht Jahren seit der Veröffentlichung im Juni 2017 neigte sich die Lebensdauer der Switch dem Ende zu; es war höchste Zeit für den Release der nächsten Generation. Ein ähnliches Muster ist bei den Wettbewerbern zu erkennen: Die Sony PlayStation 4 hatte einen Life Cycle von sieben Jahren, bevor die PlayStation 5 im Jahr 2020 auf den Markt kam. Dasselbe gilt für die Microsoft Xbox One, welche ebenfalls nach sieben Jahren von der Xbox Series abgelöst wurde.
Der schwache Jahresumsatz bei Nintendo hat also auch mit dem Abschied vom Vorgängermodell zu tun. Wer weiß, dass bald eine neue Konsole auf den Markt kommt, greift selten zum veralteten Auslaufmodell. Der Start der Switch 2 hingegen, könnte ein sehr erfolgreiches Jahr für Nintendo einläuten und sich womöglich auch positiv auf den Aktienkurs auswirken. In den vergangenen fünf Jahren legte die Nintendo-Aktie mehr als 83 % im Wert zu.
Zusätzlich zur Switch 2 dürfen sich Nintendo-Fans auf ein motorisiertes Rennen mit dem Lieblingsklempner Mario freuen, der im neuen Titel „Mario Kart World“ wieder Vollgas gibt. Mit dabei sind natürlich die üblichen Verdächtigen wie Luigi, Peach, Bowser und Donkey Kong.
Wer auf Dividenden steht, zittert derzeit vor Donald Trump. Auf Gewinnausschüttungen, die ins Ausland wandern, erheben die USA im Augenblick 30 % Quellensteuer. Wenn es nach dem Gesetzesvorhaben des US-Präsidenten geht, soll diese Quote aber steigen. Für Investorinnen und Investoren aus sogenannten „unfreundlichen Ländern“ würde sie zunächst auf 35 % klettern. Jährlich könnten weitere 5 Prozentpunkte hinzukommen, bis hin zu einer Steuerlast von insgesamt 50 %.
Dividenden-Fans dürfen ihren US-Aktien trotzdem treu bleiben. Zum jetzigen Zeitpunkt ist nämlich noch völlig unklar, ob der US-Senat dem Gesetz in der jetzigen Form zustimmen wird. Hinzu kommt, dass die US-Quellensteuer derzeit zur Hälfte mit der deutschen Kapitalertragsteuer verrechnet wird. Es spricht also wenig dagegen, sich einen ETF wie den Xtrackers MSCI USA High Dividend Yield ESG ins Depot zu holen, der Anteile von knapp 100 dividendenstarken Unternehmen aus den USA enthält.
Wer sein Trump-Risiko reduzieren will, kann sich stattdessen für einen weltweit diversifizierten Dividenden-ETF wie den iShares STOXX Global Select Dividend 100 entscheiden. Dieser ETF bildet die 100 Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite in Nordamerika, Europa und Asien ab. US-amerikanische Aktien machen weniger als ein Fünftel des ETFs aus. Gar keinen US-Anteil gibt es im Amundi STOXX Europe Select Dividend 30, der die dividendenstärksten Titel aus dem breit angelegten Index STOXX Europe 600 abbildet.
Noch einfacher können Sie mit einem ausschüttenden Welt-ETF an regelmäßige Dividendenzahlungen kommen. Der Invesco FTSE All-World (Dist) umfasst beispielsweise mehr als 2.400 Titel aus Industrie- und Schwellenländern und könnte mit dieser breiten Streuung ein Kerninvestment für Ihr Depot darstellen. Derzeit verfügt der ETF über eine jährliche Ausschüttungsquote von 1,5 %, aufgeteilt auf vier Dividendenzahlungen pro Jahr. Außerdem ist er mit laufenden Kosten von 0,15 % pro Jahr vergleichsweise günstig.
Produkt-Highlight
Auch wenn Aktienkurse seitwärts laufen, lässt sich Geld an der Börse verdienen. Sogenannte Covered-Call-Strategien nutzen die Wertschwankungen an den Aktienmärkten, um Rendite zu erzielen. Dabei kommen Derivate, genauer gesagt Optionsscheine, zum Einsatz. Wie das funktioniert? Zunächst werden die Aktien des zugrunde liegenden Index – das kann beispielsweise der europäische Aktienindex EURO STOXX 50 sein – gekauft und anschließend Call-Optionen auf den Index verkauft, um Prämien zu erzielen.
Covered-Call-Strategien wie der Global X Euro Stoxx 50 Covered Call UCITS ETF können neben Dividenden-Aktien und festverzinslichen Produkten eine weitere regelmäßige Einkommensquelle darstellen. Der ETF strebt monatliche Ausschüttungen an.
Quellen: Scalable and dpa-AFX