Asset Icon SC

Bits & Pieces

Edition #259 | 12.12.2025

Meistgehandelt | Märkte und Makro | Podcast | Filmstudios | Chart der Woche | Value-ETFs

Wer stiehlt hier wem die Show? Netflix und Paramount Skydance liefern sich derzeit einen Übernahme-Thriller um das Filmstudio Warner Bros. Discovery. Ein besonders prominenter Stargast in dem Drama: Donald Trump. Doch nicht nur Hollywood sorgt für Spannung: Wir beleuchten, warum Aktien in der Altersvorsorge der Deutschen immer häufiger im Rampenlicht stehen und welche ETFs eine substanzielle Rolle in Ihrem Depot spielen können.


Meistgehandelt

Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf das Verhältnis von Käufen und Verkäufen der 100 meistgehandelten Aktien im Scalable Broker zwischen dem 05.12.2025 und 11.12.2025.


Märkte & Makro

What the Fed?

In der US-Notenbank (Fed) scheiden sich zunehmend die Geister. Am Mittwochabend verkündete Jerome Powell zwar die erwartete Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte, doch dem Fed-Chef gehen immer mehr Mitglieder seines Teams von der Fahne. Drei der zwölf Stimmberechtigten lehnten die Entscheidung ab – zwei wollten den Leitzins unverändert lassen, einer wollte ihn sogar um 0,5 Prozentpunkte senken. So viel Uneinigkeit gab es bei der Fed seit Jahren nicht mehr.

Wie geht es weiter? Für das kommende Jahr wird nur noch eine Leitzinssenkung erwartet, und die tendenziell erst nach Powells Amtsende im Mai 2026. Für Donald Trump wäre das eine herbe Enttäuschung. Der US-Präsident wünscht sich einen niedrigeren Leitzins, um die Konjunktur anzukurbeln und somit die Chancen für seine Republikanische Partei bei den anstehenden Zwischenwahlen zu verbessern. Trump verlangt gewissermaßen einen Treueschwur: Wer eine Chance haben möchte, von ihm für den Fed-Vorsitz nominiert zu werden, muss ihm ein niedrigeres Zinsniveau versprechen.

Während Trump bei der Geldpolitik ernst macht, schlägt er beim Zollstreit mit China zunehmend mildere Töne an: NVIDIAs H200-Chip darf beispielsweise wieder nach China exportiert werden. Trotz seines Alters ist er stärker als alles, was derzeit in der Volksrepublik verfügbar ist. In China aber möchte man sich von US-amerikanischen KI-Chips unabhängig machen und die heimische Produktion stärken.

Und an den Aktienmärkten? Unilever hat seine Eiscreme-Sparte abgespalten und als Magnum Ice Cream Company an die Börse gebracht. Der Mutterkonzern will sich künftig stärker auf die Bereiche Beauty und Wellness konzentrieren, bleibt aber zu 20 % an Magnum beteiligt. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 7,5 Mrd. € war die Abspaltung der größte Börsengang des Jahres. Im Vergleich zu dem, was 2026 bringen könnte, ist Magnum aber ein kleiner Fisch. Dann könnten sowohl die KI-Schwergewichte Anthropic und OpenAI als auch Elon Musks Raumfahrtkonzern SpaceX ihr Börsendebüt feiern.


Podcast

Das Orakel von Omaha tritt ab: Nach 65 Jahren gibt Warren Buffett den Chefsessel bei Berkshire Hathaway auf. Was bedeutet das für sein Lebenswerk und die Finanzwelt? In dieser Folge von Asset Class spricht Christian W. Röhl mit Frank Fischer, CEO von Shareholder Value Management, über das Ende einer Ära und die Zukunft des Value Investing.

Frank Fischer besucht regelmäßig die Hauptversammlungen in Omaha und hat Buffett jahrzehntelang studiert. Erfahren Sie, warum der deutsche Warren Buffett chinesische Aktien meidet, deutsche Nebenwerte wie Secunet äußerst spannend findet und was Zigarettenstummel-Investing ist.

Hier geht's zum Video auf YouTube oder zur Podcast-Version auf Apple Podcasts, Spotify und überall, wo es Podcasts gibt.


Filmstudios

Ein bühnenreifes Drama

Der Machtkampf in Hollywood um den Medienkonzern Warner Bros. Discovery gleicht einem TV-Drama. Vergangene Woche sah es kurz so aus, als hätte die Streamingplattform Netflix den Deal eingetütet. Das Interesse war da, nachdem sich Warner bereit erklärt hatte, das Unternehmen aufzuspalten. Insgesamt legte Netflix knapp 83 Mrd. $ nur für das Streaming- und Studiogeschäft auf den Tisch. Das wären rund 28 $ pro Aktie gewesen. Warner war einverstanden – Die Angebote des Medienhauses Paramount Skydance hatte man hingegen zuvor mehrfach abgelehnt.

Ein Plot-Twist hat den Deal jedoch vorerst ausgebremst: US-Präsident Donald Trump schaltete sich in den Bieterwettkampf – weil Netflix nach der Übernahme angeblich zu viel Marktmacht hätte. Trump dürfte einen klaren Favoriten haben, denn Paramount Skydance gehört David Ellison, dem Sohn seines Freundes Larry Ellison.

Nun taucht auch noch der Name Jared Kushner als Geldgeber auf. Denn Paramount hat Warner ein weiteres feindliches Gegenangebot gemacht, um Netflix zu überbieten: 30 $ pro Aktie – insgesamt 108 Mrd. $. Und der Schwiegersohn des US-Präsidenten ist mit seinem Private-Equity-Unternehmen Affinity Partners an der Finanzierung des neuen Angebots beteiligt. Anders als Netflix will Paramount den ganzen Laden übernehmen, inklusive der klassischen TV-Sender, darunter beispielsweise CNN oder Eurosport. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie viel die TV-Sparte von Warner wert ist und ob das Angebot wirklich besser ist.

Das große Problem von Netflix: Es gilt als „woke“. Ohne Trumps Unterstützung dürfte die Übernahme kaum an den Behörden vorbeikommen. Berichten zufolge reiste Netflix-CEO Ted Sarandos für eine Audienz ins Oval Office, doch der US-Präsident kommentierte die Lage nur abgekühlt: „Wer am meisten zahlt, soll den Laden kriegen.“

Was Trump noch alles zu diesem bühnenreifen Drama gesagt hat, finden Sie außerdem in der aktuellen Folge von Beyond The Noise.


Christian W. Röhl

Letzter Weckruf aus Washington

Es war ein denkwürdiger Auftritt von US-Vizepräsident JD Vance auf der Münchener Sicherheitskonferenz im Februar. Ausgerechnet dort, wo man jahrzehntelang die Einheit des Westens beschworen hatte, las Vance Europa die Leviten – und skizzierte in markigen Worten eine rigoros an den hegemonialen und ökonomischen Interessen der USA ausgerichtete Agenda.

Zehn Monate später ist das, was hierzulande ebenso entsetzt wie naiv als krawallige „Make America Great Again“-Rhetorik interpretiert wurde, offizielle Staatsräson. Die am vergangenen Freitag präsentierte „National Security Strategy“ manifestiert die Abkehr vom Geist des Globalismus – hin zu einer „America First“-Doktrin, die geostrategische Dominanz mit wirtschaftlichem Protektionismus und erbittertem Kulturkampf verknüpft.

Und während die USA ihren Einfluss in Lateinamerika massiv ausbauen und China zurückdrängen wollen, drängt man Europa zu mehr Eigenverantwortung – nicht nur militärisch. Zwar drehen sich die dem Kontinent gewidmeten zwei Seiten abgesehen vom Fünf-Prozent-Ziel für Rüstungsausgaben vor allem um Migration, angebliche Demokratie-Defizite und das Verhältnis zu Russland. Aber warum interpretieren wir die hinterlistige Überschrift „Promoting European Greatness“ nicht auch wirtschaftlich!?

Gerade bei Zukunftsthemen wie Automatisierung, Elektrifizierung, Energiemanagement oder Hightech-Anlagenbau verfügt Europa über eine starke industrielle Basis mit global diversifizierten Erlösströmen. Nicht von ungefähr hat der STOXX 600 Industrial Goods & Services Index in den vergangenen zehn Jahren mit einem Plus von 175 % kontinuierlich besser abgeschnitten als der marktbreite STOXX 600 (+110 %). Doch dieses Potenzial wird gehemmt durch Bürokratie, Überregulierung und unterentwickelte Kapitalmärkte – obwohl mit dem Draghi-Report seit 2024 ein präzises Programm für Europas globale Wettbewerbsfähigkeit auf dem Tisch liegt. Das jüngste Pamphlet aus Washington könnte der letzte Weckruf sein, nun endlich ins Handeln zu kommen.


Chart der Woche

Die neue deutsche Börsenwelle

Welcher der folgenden Aussagen zu Aktien stimmen Sie zu oder nicht zu?

Chart der Woche

Quelle: HDI Berufe-Studie 2025

Deutschland steht auf Aktien – oder wird zumindest warm mit ihnen. Das belegt die aktuelle HDI Berufe-Studie 2025, die das Vertrauen in Wertpapiere wie Aktien und ETFs für die Altersvorsorge unter die Lupe genommen hat. Besonders bei den Renditeaussichten konnten Aktien punkten: 57 % der Befragten sind der Meinung, dass mit Aktien langfristig eine bessere Performance erzielt werden kann als mit klassischen Zinsprodukten wie Tagesgeldkonto oder Sparbuch. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren teilten lediglich 48 % diese Ansicht. Bei der Frage, ob Aktien ein sinnvoller Baustein für den Ruhestand sind, stimmte mit 47 % fast die Hälfte zu – 6 Prozentpunkte mehr als 2023.

Man merkt: Auch in Deutschland findet ein Umdenken bei der Altersvorsorge statt. In ihrer Rolle als Airbag gegen die Geldentwertung gewinnen Unternehmensanteile ebenfalls an Vertrauen. Während 2023 nur 32 % der Befragten Aktien als geeigneten Inflationsschutz sahen, sind es in diesem Jahr bereits 40 %. Zwar lehnt rund ein Viertel der Teilnehmenden die Geldanlage in Aktien noch immer ab, doch das Lager der Skeptikerinnen und Skeptiker schrumpft Jahr für Jahr.

Zum ersten Mal wurde in der aktuellen Erhebung auch die Einstellung zu Kryptowährungen abgefragt. Das Ergebnis: Ein Graben zwischen Alt und Jung. Bei den Unter-40-Jährigen hat rund ein Drittel bereits Kryptowährungen im Portfolio. Bei den Über-40-Jährigen sind es nur 14 %.


Value-ETFs

Hässliche Entlein mit Überrendite

Kann sich der Markt irren? Liquide Aktienmärkte wie in den USA oder Deutschland gelten als sehr effizient. Das heißt, sie preisen neue Informationen umgehend ein. Unfehlbar sind sie aber nicht. Ganz im Gegenteil: Die Märkte geraten gerne mal in einen irrationalen Überschwang, wenn es darum geht, das nächste große Ding nicht zu verpassen. Wer Kapital braucht, um noch mehr in Trendthemen wie KI oder Quantencomputer zu investieren, zieht das Geld häufig aus soliden, aber langweiligen Geschäftsmodellen ab. Und genau das können Sie sich zunutze machen.

Beim Value Investing wird zielgerichtet auf günstig bewertete Titel gesetzt. Die Annahme: Der Markt schätzt den inneren Wert (intrinsic value) des jeweiligen Unternehmens derzeit falsch ein. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieser Fehler korrigiert wird. Wer also die nötige Geduld aufbringt und diese Unterbewertung aushält, wird belohnt, sobald der Markt seinen Irrtum erkennt. Historisch gesehen geht die Rechnung auf: Value-Aktien haben auf lange Sicht höhere Renditen abgeworfen als der breite Aktienmarkt – man spricht von der Value-Prämie.

Derzeit stammen günstig bewertete Titel häufig aus traditionellen Branchen wie der Industrie oder dem Versicherungswesen. Ob ein Unternehmen ein Schnäppchen ist, verraten bestimmte Kennzahlen. Für den Indexanbieter MSCI entscheiden beispielsweise das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), die Dividendenrendite und das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (Forward KGV) darüber, ob eine Aktie in den MSCI World Value aufgenommen wird. Entsprechende Value-Indizes gibt es auch für weltweite Schwellenländer oder regional begrenzt für Europa. Mit ETFs auf solche Indizes holt man sich also eine Schar hässlicher Entlein ins Portfolio, die womöglich zu wunderschönen Schwänen heranwachsen.


Produkt-Highlight

Einer für alles

Die ganze Welt der Aktien in einem ETF? So etwas gibt es nicht – aber fast. Der Index FTSE All-World deckt mehr als 90 % des weltweit investierbaren Aktienmarktes ab. Enthalten sind über 4.200 große und mittelgroße Unternehmen aus Industrieländern wie den USA, Deutschland oder Japan, aber auch aus Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien. Lediglich kleine Firmen sowie Unternehmen aus Ländern mit wenig entwickelten Kapitalmärkten (Frontier Markets) fehlen im Index.

Mit 0,15 % laufenden Kosten pro Jahr ist der Invesco FTSE All-World der derzeit günstigste ETF, der diesen Weltindex nachbildet. Wie das gelingt? Der ETF nutzt das sogenannte Sampling-Verfahren. Das heißt, er kauft nur eine repräsentative Auswahl der 4.200 im Index enthaltenen Aktien. Das führt in der Regel zu weniger Transaktionen und hilft, die Kosten niedrig zu halten. Die Diversifikation leidet darunter kaum. Mit rund 2.400 enthaltenen Titeln ist der ETF noch immer sehr weit gestreut. Und beliebt ist das Produkt auch: Derzeit kommt die thesaurierende Variante des ETFs auf ein Fondsvolumen von mehr als 2,66 Mrd. € (Stand: 09.12.2025). Bei einer Anlage in diesen Fonds handelt es sich um den Erwerb von Anteilen an einem passiv verwalteten, indexnachbildenden Fonds und nicht um den Erwerb der Vermögenswerte, die vom Fonds gehalten werden.

Hier geht's zum ETF

Quellen: Scalable and dpa-AFX

Sie möchten noch mehr Börsen-News direkt in Ihr Postfach erhalten?
Jetzt unseren Newsletter abonnieren.

Es gelten unsere Datenschutzbestimmungen. Die Zustimmung kann jederzeit widerrufen werden.