Edition #202 | KW 45
Crowdstrike | Märkte und Makro | Christian W. Röhl | Chart der Woche | ETFs im Fokus
Es ist das Ende einer turbulenten Woche: Die USA haben einen neuen Präsidenten gewählt und in Deutschland hat der Kanzler kurzerhand die Ampelregierung für beendet erklärt – Zeit für Neues. Die Wahlen in den USA und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Finanzmärkte ordnet unser Chief Economist Christian W. Röhl ein. Der Protektionismus der USA und die Ölförderung könnten zunehmen.
Das US-amerikanische IT-Security-Unternehmen Crowdstrike kauft ein israelisches Start-up für 300 Mio. $: Adaptive Shield wird geschluckt und seine Anwendungen für Cybersicherheit werden in die Services von Crowdstrike aufgenommen. Dadurch bietet Crowdstrike weltweit als erstes einen einheitlichen End-to-End-Schutz gegen identitätsbasierte Angriffe bei cloudbasierten Systemen.
„Die weite Verbreitung von Software-as-a-Service (SaaS) hat die Angriffsfläche für Unternehmen rapide vergrößert, da SaaS-Umgebungen aufgrund von Modellen gemeinsamer Verantwortung und fragmentierten Sicherheitskontrollen zu einem bevorzugten Ziel werden“, sagte Maor Bin, CEO und Mitbegründer von Adaptive Shield. Laut Crowdstrike haben die Fälle von Cloud-Ausnutzung im letzten Jahr um 110 % zugenommen.
Mitte Juli hatte ein fehlerhaftes Software-Update von Crowdstrike in vielen Unternehmen zu ausgefallenen Servern und PCs geführt. Die Störungen lösten beispielsweise Flugausfälle aus. Krankenhäuser mussten Operationen verschieben und Bankkundschaft bekam am Automaten zeitweise kein Geld. Crowdstrike-Software hat durch ihre Integration in Anwendungen von Microsoft einen prozentual etwa zweistelligen Nutzungsanteil bei Cybersecurity. Ein interessanter Wettbewerber ist beispielsweise Palo Alto Networks.
Ein solches Verhalten will ich unserem Land nicht länger zumuten.
Bundeskanzler Olaf Scholz begründet seine Entlassung von Finanzminister Christian Lindner.
Die Wahl von Donald Trump zum 47. US-Präsidenten hat für steigende Aktienkurse gesorgt. Der US-amerikanische Leitindex S&P 500 legte von Dienstag auf Mittwoch über 2,5 % zu und markierte ein neues Allzeithoch. Angeführt wurde die Rally von US-Bankaktien wie JPMorgan Chase oder Goldman Sachs, deren Aktienkurse um über 10 % kletterten. Der Bankensektor rechnet im Hinblick auf eine Trump-Präsidentschaft mit weniger Regulierung. Auch Erdöl- und Erdgasunternehmen legten deutlich zu.
Der Bitcoin markierte am Mittwochabend ein neues Allzeithoch bei 76.244 $. Die bedeutendste Kryptowährung hatte nach Trumps Wahlerfolg in der Spitze bis zu 11 % zugelegt. Der gewählte US-Präsident hat sich während seines Wahlkampfs von seiner ursprünglich kritischen Haltung gegenüber Kryptowährungen verabschiedet. Trump will den Kryptomarkt unreguliert lassen und für günstigen Strom sorgen. Sein erklärtes Ziel: Bitcoins sollen vorwiegend in den USA geschürft werden.
Verlierer der Trump-Präsidentschaft dürften Exportnationen wie Deutschland sein. Die US-Großbank Goldman Sachs hat ihre Wachstumserwartungen für das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im kommenden Jahr auf 0,5 % gekürzt. Trumps restriktive Handelspolitik dürfte unter anderem die für Deutschland wichtige Autoindustrie ins Fadenkreuz nehmen. Nach Berechnungen von „WELT“ könnten die angekündigten Strafzölle von bis zu 20 % auf Autoimporte in den kommenden vier Jahren Verluste für die deutsche Automobilindustrie in Höhe von bis zu 180 Mrd. € verursachen.
Ebenfalls ein Wunsch von Donald Trump: niedrige Leitzinsen. Jerome Powell, der wie Trump republikanische Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), kam Trump am gestrigen Abend einen Schritt entgegen. Wie erwartet, senkte die Fed ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf die Spanne von 4,5 bis 4,75 %. Niedrigere Leitzinsen kurbeln in der Regel die Wirtschaft an und sind bullish für die Aktienmärkte.
Triumph für Donald Trump – der bei der Präsidentschaftswahl in den USA nicht nur die Mehrheit der Wahlmänner gewonnen hat, sondern auch das landesweite Popular Vote für sich entschieden hat. Dazu geben die Republikaner künftig in beiden Kongress-Kammern den Ton an. Der 47. US-Präsident kann also weitgehend durchregieren, wenn er am 20. Januar 2025 ins Weiße Haus einzieht.
Die Börsen hatten bereits in den vergangenen Wochen begonnen, einen Sieg Trumps einzupreisen. Nach der Wahl gab es dann an der Wall Street ein Kursfeuerwerk, schließlich steht der President Elect für Steuersenkungen und Deregulierung – sowohl in der Old Economy (gerade bei Öl und Gas) als auch mit Blick auf den Technologie-Sektor (Künstliche Intelligenz, Blockchain/Kryptowährungen). Besonders stark zugelegt haben in einer ersten Reaktion überdies die Aktien kleinerer US-Unternehmen: Die Small Caps könnten überproportional von einer forcierten America-First-Politik profitieren. Dieses Narrativ wurde allerdings auch schon 2016 nach Trumps ersten Wahlerfolg gespielt. Damals währte die Rally nur kurz.
Dazu kündigte Trump in seiner Siegesrede an, die Staatsschulden senken zu wollen. Das wiederum nehmen die Börsianer ihm nicht ab. Im Gegenteil: Die Rendite der zehnjährigen US-Anleihen klettert weiter und nimmt Kurs auf 4,5 %. Investoren fürchten, dass Steuersenkungen und Subventionen den Schuldenberg noch schneller anschwellen lassen. Dazu könnten die hohen Importzölle, mit denen Trump neben China auch Europa droht, die Inflation anheizen. Parallel stärken die steigenden Anleihen-Renditen den US-Dollar, was die Export-Chancen der US-Industrie belasten sollte. Auf den Zins- und Währungsmärkten dürfte es in den nächsten Monaten volatil zugehen, was ab einem gewissen Zinsniveau dann auch für Aktien – vor allem hoch bewertete Wachstumstitel – hemmend wirkt.
Gleichzeitig lehrt uns die Statistik, dass man Portfolio und Politik nicht vermischen sollte. Seit den 1930er Jahren haben US-Aktien unter jedem Präsidenten per saldo zugelegt – ausgenommen bei George W. Bush, in dessen Amtszeit (2001–09) mit dem Dotcom-Crash, 9/11 und der Lehman-Pleite gleich drei epochale Krisen ereigneten. Umso stärker ging es unter seinen Nachfolgern an den Börsen aufwärts, was einmal mehr zeigt: „Time in the market beats timing the market!“
Quelle: U.S. Energy Information Administration
Drill, baby, drill!
Die Erdölförderung in den USA läuft heiß. Während der Amtszeit des derzeitigen US-Präsidenten Joe Biden erreichten die Fördermengen in den USA mit 13,4 Mio. Barrel pro Tag ein neues Allzeithoch. Damit ist ziemlich genau jeder achte Liter Rohöl weltweit „Made in America“. Kein anderes Land produziert auch nur annähernd so viel. Zum Vergleich: Saudi-Arabien förderte 2024 bisher bis zu 9,5, Russland bis zu 10,3 Mio. Barrel pro Tag.
Mit der Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA dürfte der Boom bei der Förderung von Erdöl und anderen fossilen Brennstoffen weitergehen. In seinem Wahlkampf nutzte Trump immer wieder den traditionell republikanischen Slogan „Drill, baby, drill!", um seine Unterstützung für verstärkte Bohrungen nach Erdöl und -gas zum Ausdruck zu bringen. Für seine Pläne, die heimische Industrie zu stärken und Produktionsstandorte in die USA zurückzuverlagern, braucht Trump günstige Energie.
Die US-amerikanischen Erdölunternehmen dürften von der zweiten Trump-Präsidentschaft profitieren. Mitunter legten die Kurse von US-Erdöl-Schwergewichten wie Exxon Mobile, Chevron oder Occidental Petroleum nach der Wahl deutlich zu. Sowohl Exxon als auch Chevron hatten darüber hinaus vergangenen Freitag gute Quartalszahlen gemeldet, die zum Teil über den Markterwartungen lagen. Wer anstatt auf Einzeltitel zu setzen, lieber in den gesamten US-Energiemarkt investieren möchte, findet mit dem Xtrackers MSCI USA Energy oder dem iShares S&P 500 Energy Sector auch passende ETF-Produkte.
Video
Warum es sich lohnen kann, als Paar auch zusammen langfristig Vermögen anzulegen, erklären wir in diesem kurzen Instagram-Video.
Auch wenn Nordstream außer Betrieb ist, kommt noch immer Erdgas aus Russland nach Europa – zum Beispiel über die Pipelines Turkstream und Transgas. Sollten auch sie ausfallen, wäre Europa fast ausschließlich auf seine eigenen Vorkommen und teures LNG unter anderem aus den USA angewiesen. Die Erdgaspreise müssten zwangsläufig deutlich steigen?
Niemand wünscht sich dieses Szenario. Aber wie könnte man sich zumindest finanziell dagegen absichern? Eine Möglichkeit ist der WisdomTree European Natural Gas. Der ETC (börsengehandelter Rohstoff) bildet die Wertentwicklung von Derivaten (Futures) auf den Erdgaspreis in Europa ab. Wer hingegen weltweit auf Preissteigerungen beim Erdgas setzt, kann sich den ETC WisdomTree Natural Gas näher ansehen.
In den USA stehen die Zeichen womöglich auf Protektionismus. Während Global Player wie Amazon, Apple oder Nvidia in erster Linie an funktionierenden Lieferketten interessiert sind, könnten gerade kleine und mittelständische Unternehmen in den USA von stärker abgeschotteten Märkten profitieren. Aktien kleinerer US-Betriebe finden sich in sogenannten Small-Cap-Indizes wie dem Russell 2000 oder dem S&P SmallCap 600.
Im Russell 2000 sind die 2.000 kleinsten Werte aus dem Index Russell 3000 enthalten, der die 3.000 nach Marktkapitalisierung größten US-Unternehmen abbildet. Der Russell 2000 deckt ungefähr 10 % des gesamten US-Aktienmarkts ab. Wer sich wegen der im Index enthaltenen unrentabel wirtschaftenden Firmen sorgt, kann sich stattdessen den weniger breit streuenden S&P SmallCap 600 ansehen. Um in den Index zu kommen, müssen Unternehmen sowohl im letzten Quartal als auch innerhalb der vergangenen vier Quartale Gewinne aufweisen. Derzeit liegt die Marktkapitalisierung der im S&P 600 enthaltenen Werte zwischen 1 und 6,7 Mrd. $. Der S&P 600 deckt etwa 3 % des gesamten US-Aktienmarktes ab.
Wichtig für die Kleinen ist, dass der Zinssenkungszyklus in den USA weitergeht. Small Caps sind vergleichsweise zinssensibel. Unter anderem, weil Banken kleineren Unternehmen in der Regel weniger attraktive Kredite anbieten als Großunternehmen. Drei im Scalable Broker beliebte ETFs auf US-amerikanische Small Caps:
Neukunden und Neukundinnen im Scalable Broker erhalten vom 15. November bis 2. Dezember zwölf Monate PRIME+ gratis. Das heißt: jährlich 2,6 % Zinsen auf Ihr Cash bei Scalable und keine Ordergebühren. Für bestehende Kundinnen und Kunden haben wir aber auch etwas: Empfehlen Sie den Scalable Broker weiter und erhalten Sie mit 50 € im Aktionszeitraum den doppelten Empfehlungsbonus. Mehr Infos auf unserer Website.
Quellen: Scalable and dpa-AFX