Montag, 17.03.2025
Klebrige Dividenden, nervöse Notenbanken und kein Bock auf Arbeit
Wie lässt sich der Inflation ein Schnippchen schlagen? Zum Beispiel mit einem digitalen Haushaltsbuch, in das man alle seine Ausgaben einträgt. Das klappt natürlich auch analog, indem Sie beispielsweise Einkaufszettel mit einem Pritt-Stift in ein ausgemustertes Schulheft kleben. Eine weitere Idee: Kaputte Möbel mit Pattex wieder zusammenleimen. Oder Sie nehmen etwas Geld in die Hand und holen sich einen zuverlässigen Dividendenzahler wie Henkel ins Depot. Der Konsumgüterriese hat neben Pritt und Pattex noch weitere starke Marken wie beispielsweise Persil im Portfolio. Außerdem machen nicht nur wir uns Inflationssorgen – auch die weltweiten Notenbanken wollen sicherstellen, der Teuerung nicht noch einmal auf den Leim zu gehen.
Wochenausblick
Eine Woche der Leitzinsentscheide ist angebrochen: Am Mittwoch erfahren wir, ob die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihre im Januar begonnene Zinssenkungspause wie erwartet fortsetzt. Im Augenblick hält sie ihren Leitzins in der Spanne von 4,25 bis 4,5 % konstant. Die Kapitalmärkte rechnen derzeit erst für Juni mit einer weiteren Senkung um 0,25 Prozentpunkte. Sollte es früher dazu kommen, beispielsweise, weil die US-Inflationsrate ihren Trend aus dem Februar fortsetzt und weiter zurückläuft, wäre das bullish für Aktien. Niedrigere Zinsen bedeuten nämlich auch günstigere Unternehmenskredite, mit denen beispielsweise Forschung und Entwicklung oder neue Produktionsanlagen finanziert werden können.
Obwohl die Inflationsrate in Japan im Januar auf 4 % angestiegen war, hat die japanische Notenbank ihren Leitzins zuletzt sogar auf 0,5 % erhöht – ein im Vergleich zu Europa und den USA noch immer sehr geringer Zinssatz. Ende Juli vergangenen Jahres hatte ein unerwarteter Zinsschritt der Bank of Japan zu Turbulenzen an den weltweiten Aktienmärkten geführt. Für den am frühen Mittwochmorgen erwarteten Zinsentscheid der Bank of Japan rechnen die Märkte derzeit mit konstanten Leitzinsen. Einen Tag später stellt die japanische Regierung auch die Inflationsrate für Februar vor.
In den USA stellen am Donnerstag der Sportartikelmarktführer Nike, der Logistikriese FedEx und der Chiphersteller Micron Technology ihre Quartalszahlen vor. Im Wochenverlauf kommen auch Zahlen aus der DAX-Familie: In der ersten deutschen Börsenliga präsentieren der Immobilienkonzern Vonovia und der Energieversorger RWE ihre Zahlen für das vergangene Jahr. Im MDAX berichten unter anderem der dividendenstarke Schmierstoffhersteller Fuchs, der Betreiber des Frankfurter Flughafens Fraport und das Bausoftwareunternehmen Nemetschek.
Konsumgüter
Nach sechs Jahren endlich wieder eine Erhöhung: Konsumgüter- und Klebstoffkonzern Henkel hat mit der Vorlage seines Geschäftsberichts angekündigt, dass die Dividende um mehr als 10 % steigen soll – auf 2,04 Euro je Vorzugsaktie und 2,02 Euro je Stammaktie. Entscheiden wird darüber die Hauptversammlung am 28. April. Die Henkel-Stammaktie – mit Stimmrecht – kostet gut 10 % weniger als die Vorzugsaktie ohne Stimmrecht, die im deutschen Leitindex DAX notiert ist. Weil die Dividende der Stammaktie gleichzeitig nur unwesentlich niedriger ist, bietet sie Aktionärinnen und Aktionären eine höhere Dividendenrendite. Entwickelt haben sich beide Titel zuletzt ähnlich: Die Stammaktie legte über fünf Jahre um 9,4 % zu, die Vorzugsaktie um 10,2 %. Nicht gerade ein Kursfeuerwerk.
Der Hersteller von Persil-Waschmittel, Schwarzkopf-Shampoo und Pattex-Klebstoff gehört allerdings zu den zuverlässigsten Dividendenzahlern in Deutschland. Neben Henkel haben nur acht weitere börsennotierte Unternehmen die Ausschüttungen seit mindestens 25 Jahren nie gekürzt. Laut seiner Dividendenpolitik verteilt Henkel jährlich 30 bis 40 % seines Gewinns an Anteilseigner. Für 2024 wird die Ausschüttungsquote 37,9 % betragen.
Wie profitabel ist Henkel? Der Konzern hat den Gewinn zuletzt deutlich gesteigert. In der Sparte der Verbrauchermarken wuchs der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 27 % auf 1,4 Mrd. €, in der ebenso großen Klebstoff-Sparte um fast 15 % auf 1,8 Mrd. €. Damit sieht sich die Führung um Vorstandschef Carsten Knobel in ihrem Kurs bestätigt. Henkel steckt mitten in einem großen Umbau. Marken, die zu wenig Wachstum versprechen oder eine geringe Marge bringen, werden eingestellt oder verkauft. Seit der Ankündigung dieser Linie 2022 ist der Düsseldorfer Konzern zum Beispiel aus der Mund- und Hautpflege ausgestiegen und hat sich in Nordamerika vom Geschäft mit Lufterfrischern verabschiedet. Außerdem verringert Henkel die Zahl der Beschäftigten. Seit Beginn des Umbaus sind mehrere tausend Stellen weggefallen, 850 allein 2024. Zuletzt arbeiteten bei Henkel 47.150 Menschen.
Wie sind die Aussichten? Nicht gerade berauschend. Schon 2024 wuchs der Umsatz (21,6 Mrd. €) kaum, in der Konsumsparte ging er sogar leicht zurück. Für dieses Jahr rechnet Henkel mit weiter steigenden Energie- und Lohnkosten. Dem will man mit Preiserhöhungen und Einsparungen begegnen. Auf Konzernebene erwartet Henkel ein Wachstum von 1,5 bis 3,5 %. In der Klebstoffsparte will man etwas stärker zulegen als beim Konsumgütergeschäft, das unter schwacher Nachfrage leidet, vor allem in Nordamerika. Im laufenden ersten Quartal könnte der Umsatz mit Shampoo, Waschpulver und Co. sogar um bis zu 4 % zurückgehen.
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Quellen: Scalable and dpa-AFX