Vorweg: Wer sein investiertes Geld in den nächsten Jahrzehnten nicht braucht und den Schmerz ertragen kann, wenn das Aktienportfolio zwischenzeitlich um 10, 20 oder sogar 50 Prozent an Wert verliert, kann das Thema Anleihen vorerst zur Seite schieben. Denn mit der nötigen Portion Risikobereitschaft, Stressresistenz und einem ausreichend langen Anlagehorizont dürfte auch ein reines Aktienportfolio für Zufriedenheit sorgen. Wer aber nicht die nötige Nervenstärke hat oder mittelfristig auf das investierte Geld zurückgreifen möchte, kann über eine Beimischung von Anleihen oder Anleihen-ETFs nachdenken. Warum?
In diesem Beitrag erklären wir nicht noch einmal, was genau eine Anleihe ist. Wer sich dafür interessiert, findet alle Informationen im Artikel "Was sind Anleihen?". Vielmehr erläutern wir drei Gründe, warum es sinnvoll sein kann, (jetzt) in Anleihen zu investieren.
Sicherheit ist das Hauptargument für Anleihen. Ihr Kurswert kann zwar (wie der von Aktien) schwanken – gerade bei Anleihen mit langen Laufzeiten sogar deutlich, wenn sich die Zinsen ändern. Am Ende der Laufzeit erhält die oder der Anlegende aber die Anfangsinvestition zurück. Wer also eine Anleihe für 1.000 Euro kauft, bekommt am Ende der Laufzeit auch wieder 1.000 Euro zurück – selbst wenn der Anleihekurs zwischenzeitlich deutlich niedriger oder vielleicht auch höher lag.
Welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Wenn zum Beispiel in fünf Jahren der Kauf einer Immobilie geplant ist und das Ersparte für die Anzahlung herhalten muss, wäre es ein Glücksspiel, das Geld in Aktien bzw. Aktien-ETFs zu parken. Die Wette kann aufgehen, aber verlassen sollte man sich darauf nicht. Wer hingegen eine fünfjährige Anleihe kauft, bekommt am Ende der Laufzeit (fast) garantiert sein Geld zurück.
Weshalb nur fast? Nun, wenn der Emittent der Anleihe pleite geht, kann auch der Totalausfall drohen – selbst dann werden Anleihenkäufer im Vergleich zu Aktionärinnen Aktionären aber in der Regel bevorzugt aus der Insolvenzmasse bedient. Das Risiko eines Totalausfalls lässt sich jedoch reduzieren, wenn man nur in Papiere solider Anleiheemittenten investiert. Wer das ist, lässt sich an der sogenannten Bonität oder auch Kreditwürdigkeit des Emittenten erkennen. Bei Papieren von Emittenten mit höchster Bonität spricht man von Investment-Grade-Anleihen.
Das Ausfallrisiko lässt sich auch durch Streuung reduzieren – zum Beispiel in Form eines Anleihen-ETFs, der analog zu Aktien-ETFs einen Korb verschiedener Schuldverschreibungen enthält. Feiner Unterschied: Bei Anleihen-ETFs werden auslaufende Papiere immer wieder durch neue ersetzt. Wer hier nach fünf Jahren aussteigt, veräußert also einen Korb von Anleihen, die alle noch eine gewisse Restlaufzeit haben und somit einem Kursrisiko unterliegen – genau wie bei einer Aktienanlage.
Einen weiteren guten Grund, in Anleihen zu investieren, stellen die regelmäßigen Zinszahlungen (Kupons) dar – vorausgesetzt natürlich, der Zinssatz ist hinreichend positiv. Wer also zu Laufzeitbeginn 1.000 Euro in eine Anleihe mit einem festen Kupon von drei Prozent investiert, kann jährlich mit Zinsen von 30 Euro rechnen. Fällt oder steigt der Kurs der Anleihe, bleibt es trotzdem bei den 30 Euro. Somit sind Anlageerträge bei Anleihen gut planbar.
Dividendenfans werfen an dieser Stelle ein: Ich kann regelmäßige Einkünfte doch auch mit Dividendentiteln einfahren! Jein. Dividenden stellen zwar regelmäßige Einkünfte dar, aber sie sind keineswegs garantiert. Unternehmen können ihre Dividendenzahlung anheben, aber ebenso absenken oder sogar komplett streichen. Anleihen bieten in dieser Hinsicht also mehr Planbarkeit.
Kann man Anleihen auch zur breiteren Streuung des eigenen Portfolios ins Depot nehmen? Das ist grundsätzlich eine gute Idee, wenn die Erwartungen an den dabei erzielten Diversifikationseffekt nicht zu hoch sind. Wenn man schon breit in Aktien investiert ist und weiter diversifizieren möchte, sollte man sich eine Asset-Klasse ins Depot holen, die eine möglichst niedrige – am besten sogar negative Korrelation – mit Aktien aufweist. Die langfristige Korrelation zwischen Aktien und Anleihen wird häufig mit 0,2 angegeben, was durchaus niedrig ist und nur auf einen geringen Gleichlauf der Kurse schließen lässt. Wenn die Aktienmärkte also fallen, sinken die Anleihenmärkte nicht im gleichen Maße. Das heißt: In vielen Fällen haben sich die Kurse von breit gestreuten Aktien- und Anleihenkörben in der Vergangenheit gegenläufig entwickelt. In Marktphasen mit sinkenden Aktienkursen steigen also häufig die Kurse von Anleihen, was den Wertverlust im Depot zumindest teilweise abfedern kann.
Zu erwähnen ist allerdings: Die niedrige Korrelation ist nicht in Stein gemeißelt. Das bewies das Jahr 2022, als Aktien wie Anleihen gleichermaßen unter die Räder kamen. Es bestand also kaum die Möglichkeit, Anlagegelder in Sicherheit zu bringen. An den Märkten sprach man von „no place to hide“. Wer mehr darüber wissen möchte, weshalb der Diversifikationseffekt niedriger ist als häufig behauptet, erfährt in diesem Blogbeitrag mehr.
Unterm Strich lässt sich dennoch festhalten: Es gibt (wieder) gute Gründe, in Anleihen zu investieren, auch wenn sie wie jede Anlageklasse natürlich Risiken aufweisen. Für sicherheitsbewusste Anlegende, die Wert auf ein diversifiziertes Portfolio legen, können sie eine wertvolle Ergänzung sein.
Wer in Anleihen investieren möchte, hat mehrere Möglichkeiten.
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