Bestimmen Sie selbst, wie ruhig Sie als Anleger schlafen

31. Mai 2019  |  Nicolas Zeitler
Ruhig schlafen als Anleger
Wollen Sie täglich wissen, wie es um Ihre Geldanlage steht? Oder reicht Ihnen alle drei Monate ein Blick ins Depot? Je nachdem, wie oft Sie nachschauen, nehmen Sie das Geschehen am Kapitalmarkt ganz unterschiedlich wahr.

Welcher Anlegertyp sind Sie? Wollen Sie ständig wissen, wie es um Ihre Aktien steht, jeden Ausschlag miterleben? Oder genügt Ihnen alle paar Wochen oder gar Monate ein Blick ins Depot, ohne dass Sie sich zwischenzeitlich wegen möglicher Kursschwankungen schlaflos im Bett wälzen? In welchen Abständen Sie nachschauen, beeinflusst wesentlich, wie viel Sie bewusst vom Auf und Ab mitbekommen und wie Sie das Börsengeschehen wahrnehmen.

Unsere Animation zeichnet die Entwicklung des DAX von Anfang 1989 bis Ende 2018 durch die Augen von fünf Anlegern nach. Der eine ruft täglich seinen Depotstand ab. Ihm entgeht nichts. Nicht der 13. Oktober 2008, als der Deutsche Aktienindex nach Ankündigung milliardenschwerer Rettungspakete in der Finanzkrise seinen bisher größten Sprung innerhalb eines Tages machte und mit einem Plus von 11,4 Prozent schloss. Aber auch nicht der vorangegangene 21. Januar desselben Jahres, als der DAX um 7,2 Prozent einbrach.

Den bis heute stärksten prozentualen Absturz an einem Tag verzeichnete der DAX am 16. Oktober 1989: Wer täglich ins Depot schaut, der erlebte damals einen Absturz um 12,8 Prozent mit. Ähnliche Beispiele gibt es aus der Geschichte des Marktbarometers zuhauf, ob nach den Anschlägen vom 11. September 2001 oder am Tag des Brexit-Votums im Juni 2016. Erwähnt werden muss natürlich: Langfristig hat sich der DAX bis heute klar nach oben bewegt. Doch falls Sie den Weg des Index börsentäglich mitverfolgt haben, dann hat er sich in Ihrer Wahrnehmung quasi nach oben gezittert.

Wer seltener ins Depot schaut, erspart sich viel Aufregung

Wertentwicklung des DAX in täglichen, monatlichen, quartalsweisen, jährlichen und dreijährigen Abständen

Wertentwicklung des DAX in täglichen, monatlichen, quartalsweisen, jährlichen und dreijährigen Abständen

Logarithmische Darstellung. Quelle: Bloomberg, eigene Auswertung.
Hinweis: Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen.

Nehmen wir nun an, Sie informieren sich monatlich über Ihren Depotstand. Auch dann waren Sie in den letzten 30 Jahren nicht davor gefeit, immer wieder Rücksetzer zu erleben. Allein im September 2002 verlor der DAX 25 Prozent. Dafür legte er im April 2003 um 21 Prozent zu.

Werfen Sie einmal im Quartal, jährlich oder sogar bloß alle drei Jahre einen Blick ins Depot, ersparen Sie sich zwischenzeitlich viel Aufregung. Zwar schwanken die beobachteten Renditen stärker. So konnten Sie Silvester 1997 nach einem Plus von 47 Prozent im zu Ende gehenden Jahr die Korken knallen lassen. 2002 hingegen endete in Katerstimmung nach einem Wertverlust von 44 Prozent.

Allerdings: Die tiefsten Abstürze, die Sie erleben, fallen bei längeren Abständen milder aus. Wer täglich nachsieht, vor dessen Augen kam es zwischen Anfang März 2000 und Mitte März 2003 zu einem maximalen Verlust von 73 Prozent. Wer sich dagegen nur jährlich für seinen Depotwert interessiert, nahm diesen Zeitraum als weniger dramatisch wahr: Er las jeweils zum Jahresende 1999 und 2002 seinen Depotwert ab und erlebte so einen Absturz um 58 Prozent. Immer noch drastisch, aber deutlich weniger als bei täglichem Blick ins Aktiendepot.

Der eine sieht permanentes Wachstum, der andere auch Korrekturphasen

Generell erscheinen Ihnen manche Marktphasen bei jährlichen Depotchecks in anderem Licht als einem Anleger, der die Kurse häufiger abruft. Die Jahre 2012 bis 2017 etwa könnten Ihnen vorgekommen sein wie eine Periode permanenten Wachstums. Dass in diese Zeit auch eine Korrekturphase im Sommerhalbjahr 2015 fiel, hätten Sie anders als bei einem Check alle drei Monate gar nicht mitbekommen. Erst recht fällt beim Depotcheck in Dreijahresabständen auf, dass das wahrgenommene Geschehen immer mehr einer Linie gleicht, die klar nach oben zeigt.

Fragen Sie sich selbst: Mit welcher Strategie schlafe ich am besten? Wie Sie als Anleger das Marktgeschehen wahrnehmen, bestimmen Sie auch selbst. André Kostolanys Weisheit „Aktien kaufen und Baldrian trinken, wenn Sie wieder aufwachen, haben Sie Geld verdient“ trifft für den, der allmorgendlich als erstes mit dem Smartphone die Kurse abruft, an vielen Tagen nicht zu. Er ist in 30 Jahren gut 4.000 Mal mit einem Plus aufgewacht, aber auch mehr als 3.500 Mal mit einem Minus. Auch wer nur jährlich ins Depot schaut, muss ab und an einen Verlust verkraften. Er ist in gut 30 DAX-Jahren aber immerhin 20 Mal mit einem Plus aufgewacht. Und wer nur alle drei Jahre nachsieht, der musste in 30 Jahren drei Mal erleben, dass der Kurs niedriger war als zuletzt. Das Ergebnis ist ohnehin für all unsere Anleger dasselbe: Seit 1988 haben sie mit dem DAX im Schnitt jedes Jahr sieben Prozent Rendite erzielt.

Bild: Stefan Stefancik, pexels.com

Risikohinweis – Die Kapitalanlage ist mit Risiken verbunden und kann zum Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen. Wir erbringen keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Sollte diese Website Informationen über den Kapitalmarkt, Finanzinstrumente und/oder sonstige für die Kapitalanlage relevante Themen enthalten, so dienen diese Informationen ausschließlich der allgemeinen Erläuterung der von Unternehmen unserer Unternehmensgruppe erbrachten Wertpapierdienstleistungen. Bitte lesen Sie auch unsere Risikohinweise und Nutzungsbedingungen.

 

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Nicolas Zeitler
Team Lead Editorial (Ehemals)
Nicolas hat sich als Redakteur auf die Themen Finanzen und Digitales spezialisiert. Bevor er 2019 zu Scalable Capital kam, leitete er die Finanzredaktion beim Vergleichsportal Check24. Erste journalistische Sporen verdiente er sich beim Münchner Merkur. Anschließend arbeitete er für das IT-Wirtschaftsmagazin CIO und die Agenturen Grasundsterne und Fischerappelt. Nicolas hat Politikwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert.